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Stiftung Altes Neuland Frankfurt / GNU

"Alte Neuland Brücken" können weltweit dafür sorgen, dass die Städte von morgen nicht nur aus gigantischen gläsernen Bauten inmitten riesiger grüner Freiflächen bestehen

Mit Brücken breiten Autostraßen ergibt sich die Möglichkeit, gigantische Zukunftsvisionen für unsere Städte zu ergänzen, und zwar mit Brücken-Straßenzügen, in denen die lokale traditionelle Architektur wieder auflebt. Dabei ist die Lebenswelt auf den Brücken einerseits geprägt von humaner und künstlerischer Tradition, zum anderen aber technisch hochmodern und den aktuellsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechend. Gleichzeitig können die Brücken Lösungen anbieten für die umweltfreundliche Ausrichtung einer Stadt in Bezug auf Energie, Wasser und Verkehr. Auch wenn bei jeder Stadt der Schwerpunkt und die Ausrichtung bei der Nutzung des Brückenkonzeptes verschieden ist, bleibt dennoch das Prinzip das gleiche: In einer bestehenden Stadt humane Lösungen auf der zweiten Ebene zu realisieren.

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Unter der Stadt der Zukunft stellen sich die meisten Architekten große Bauten aus Glas und Stahl vor

Die Bauten bei modernen Stadtplanungen sind einerseits riesig und können Tausende von Menschen beherbergen, aber andererseits wird viel Platz zwischen den einzelnen Gebäuden gelassen, so dass in Summe doch nicht die maximale Gebäudefläche entsteht, die so ein Areal hergeben würde.  Traditionelle Architektur hingegen folgt genau dem gegenteiligen Prinzip: Die Gebäude haben lediglich zwei bis drei Etagen und sind in kleineren Abständen zueinander gebaut, umgeben von kleinen Gärten oder Stadtgrün, geteilt durch schmale Straßen und Gassen. Durch die geringe Geschoßhöhe ist ihre Flächenausnutzung trotz dichterer Bebauung natürlich signifikant geringer, als es bei den hochragenden Visionsgebäuden der Fall ist, aber dafür entstehen humane, begehbare Quartiere.

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Bei den aktuellsten Entwürfen von Stadtplanern und Star-Architekten sind die gigantischen Bauten von Grün umgeben bzw. auch bedeckt, so dass die Areale insgesamt zwar ansprechender wirken, aber nicht unbedingt allen Menschen gefallen

Hinzu kommt, dass solche durchaus faszinierenden Stadtteile nur um gewachsene Städte herum entstehen können; in den bestehenden Städten selbst hingegen ist kein Platz dafür. Und wir werden aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht die komplette Bausubstanz unserer Städte entfernen, nur um neue Stadtplanungskonzepte zu realisieren, so begrünt diese auch sein mögen. Mit dem Brückenkonzept können moderne Techniken und Innovationen in die bestehenden Städte hineingetragen werden, und gleichzeitig können die Städte um traditionelle sowie humane moderne Architektur bereichert werden. So wird für die Menschen, die lieber in Gebäuden mit wenigen Etagen leben, neuer moderner Wohnraum geschaffen, der lediglich von der Gliederung und der Ästhetik her traditionell, in Bezug auf Technik hingegen auf dem allerneusten Stand ist.

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Lösungen für die Zukunft müssen in unseren bestehenden Städten realisiert werden – denn wir können sie nicht alle abreißen, um Platz für Visionen zu schaffen

Nur das Begrünen von Gebäuden ist überdies noch kein Garant dafür, dass Menschen sich in ihnen wohlfühlen

Wenn Bauten extrem groß sind, dann laufen sie Gefahr, auf die Menschen unpersönlich zu wirken, so bepflanzt sie auch sein mögen.  Das Gefühl der Geborgenheit stellt sich tendenziell eher bei kleineren Einheiten ein und wird sich nicht durch Grün herbei forcieren lassen. Es wird allerdings eine architektonische Herausforderung, auf den Brücken weltweit traditionelle Architektur auf mehrgeschossige Gebäude anzuwenden. Traditionelle große Bauwerke verfügen meist nur über drei bis vier Volletagen. Auf den Brücken sind jedoch Bauten mit bis zu sechs oder sieben Etagen möglich – ein Potential, das zur Schaffung von Wohnraum auch durchaus ausgenutzt werden sollte.

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Die „grüne Lösung“ für die Stadt der Zukunft muss außerdem noch weiterentwickelt werden, denn derzeit wird bei Fassadenbegrünung noch sehr viel Kunststoff verbaut, was die Gefahr birgt, dass mit der Zeit Mikroplastik abgesondert wird

Das Brückenkonzept kann auf die Bedürfnisse jeder Metropole angepaßt werden – einige Grundsätze des Konzeptes jedoch gelten für alle Städte gleichermaßen

Dabei gibt es ein paar Regeln zu beachten, egal ob es sich um den Bau von Quartieren auf den Brücken handelt oder um andere Baumaßnahmen zur Nachverdichtung einer Stadt, die die Zersiedelung des Umlandes verringern soll:

  1. Die Architektur sollte so human wie möglich sein: Nicht nur gigantische Massenbauten aus Glas und Stahl mit riesigen windigen Freiflächen dazwischen, sondern auch kleinteilige, abwechslungsreiche Architektur, angeordnet in Gassen für Spaziergänger, sollte zum Tragen kommen.
  2. Architektur von Wohnhäusern sollte sich stets ausschließlich nach den Menschen richten, die sie bewohnen werden bzw. darin leben müssen (anders als die Architektur von Bibliotheken, Museen, Geschäftshäusern, Terminals etc., die auch weniger human oder sogar ungemütlich, dafür aber spektakulär sein kann im Sinne von Stararchitekten und Bauherren, die sich verewigen möchten: Denn in solchen Gebäuden werden Menschen wenig bis gar nicht in ihrem Alltag beeinträchtigt, sondern suchen sie nur temporär auf).
  3. Die Architektur auf den Brücken sollte entsprechend zur einen Hälfte aus modernen Häusern bestehen und zur anderen Hälfte die traditionelle lokale Architektur aufnehmen, da diese meistens aus nachhaltigen Baumaterialien der Region besteht, klimatisch angepasst ist und viele Menschen ihre traditionelle Architektur und das damit einhergehende Kunsthandwerk lieben und gerne in solchen Häusern wohnen.
  4. Außerdem sollten sämtliche innovativen Bauweisen des Landes auf den Brücken repräsentativ vertreten sein, um eine Art riesiges Forschungslabor für nachhaltiges Bauen zu schaffen.
  5. Es sollte nicht nur in die Umgebung der neuen Brücken-Quartieren so viel Stadtgrün wie möglich gepflanzt werden, sondern die Begrünung der Brückengebäude sollte stets ein Schwerpunkt bei der Brückengestaltung sein. Bei Fassadenbegrünung ist bodengebundene Begrünung vorzuziehen, um Ressourcen zu schonen und den CO2-Fußabdruck gering zu halten, und bei Bewässerungssystemen sollte wann immer möglich ein wassersparendes, kunststoffarmes Unterflursystem gewählt werden.
  6. In allen Quartieren sollte das Potential für Photovoltaik ausgenutzt werden, wobei sichtbare bzw. prominente Flächen mit unauffälligen oder ästhetisch anmutenden PV-Modulen ausgestattet werden sollten, um das Ambiente nicht zu beeinträchtigen.
  7. Bei der Planung von PV-Flächen in neuen Quartieren ist zu prüfen, ob es durch zuviel herkömmliche schwarze PV an einem Ort nicht zu Wärmeinsel-Effekten kommen kann. Ist dieser Effekt zu befürchten, sollte auf weiße Photovoltaik umgeschwenkt werden.

Humane Architektur: Es muss nicht immer Altbau sein. Aber egal ob traditionell oder modern - die Menschen lieben zu Wohnzwecken meist Gebäude, die eine überschaubare Größe haben

Bei Hochhäusern ist zwar der Ausblick cool: Aber ab einer gewissen Höhe lassen Fenster sich nicht mehr weit öffnen, und auf den Balkonen und Terrassen ist es zum Sitzen meistens zu windig.

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Tradition und Kunsthandwerk sind wichtige Ergänzungen zu Mega-Smart-Cities der Zukunft

Kunsthandwerk verleiht einer Stadt ein besonderes Flair. Gleichzeitig ist es identitätsstiftend und kann auch zugezogenen Menschen ein Heimatgefühl vermitteln.

Wenn die Menschen es weltweit zulassen, dass Architekten sich überhaupt nicht mehr darin üben, Gebäude in traditioneller Architektur mit herkömmlichen Handwerkern zu bauen, dann gehen das Wissen und das Können für solche Bauweisen verloren.

Häufig werden Moderne und Tradition als Gegensätze gesehen. Dass dies nicht zwingend der Fall ist, zeigen Städte wie Singapur, wo Viertel mit bunten, abwechslungsreichen und kunsthandwerklich ausgestalteten Gebäuden umgeben sind von beeindruckenden Hochhäusern.

Menschen lieben weltweit kunsthandwerklich ausgestaltete Gebäude und Gegenstände. Gleichzeitig gibt es glücklicher Weise (noch) Handwerker, die in der Lage sind, so etwas zu bauen. Es gibt daher keinen ersichtlichen Grund, warum nicht wieder solche faszinierenden Bauten entstehen sollten.

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Häufig wird der Preis für kunsthandwerkliche Ausgestaltung als Ausrede dafür genommen, sich nicht an traditionelle Bauweise heranzuwagen; aber moderne Gebäude, die nicht aus Fertigteilen bestehen, sondern ein wenig individueller ausgestaltet sind, sind in der Regel genau so kostspielig oder sogar teurer

Es gibt aufwendig gestaltete moderne Gebäude, die in ihrem künstlerischen Anspruch mit kunsthandwerklich ausgestalteten Altbauten durchaus mithalten können, egal ob als Mehrfamilienhaus oder als spektakulärer Solitär mit Sondernutzung.

In Bezug auf Kosten stehen solche Gebäude Altbauten allerdings auch in nichts nach. Im Unterschied zum Bauen, das sich an traditioneller Architektur mit Kunsthandwerk orientiert, besteht hier nur der Nachteil, dass es häufig keine Erfahrung mit dem Umsetzen der modernen Ideen, und damit auch keine Erfahrung damit gibt, wieviel das Gebäude  kosten und wie lange es Bestand haben wird. Bei traditionellen Bauten hingegen weiß man schon viel eher, in welchen Größenordnungen die Kosten landen werden und vor allem: wie lange sie halten – denn Altbauten haben allein durch ihre Existenz bewiesen, dass ihre Bauweise langlebig und damit nachhaltig ist.

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Insbesondere die Glasfassaden moderner Bauten sind meist genau so teuer wie traditionelle Fassaden mit Steinmetzkunst – und leider meist lange nicht so nachhaltig

Glasfassaden sind bekanntlich energetisch nicht so nachhaltig wie herkömmliche Fassaden, egal ob es um das Heizen oder Kühlen des Gebäudes geht. Aber sie können sich auch aufgrund ihrer kürzeren Lebensdauer nicht mit der Nachhaltigkeit traditioneller Bauten messen.

Der größte Vorteil einer Glasfassade ist potentiell das Licht, das in das Gebäudeinnere dringen kann. Wird jedoch im Zuge des Brückenbaus in einer Stadt eine Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des Kunsthandwerks gegründet, wie das für Frankfurt geplant ist, dann zum Beispiel eine der Innovationsherausforderungen für die Akademie sein, mit traditioneller Formensprache Fassaden zu entwickeln, die ebenfalls riesige Fensterflächen haben und dennoch klassischen Stil aufweisen. Denn in Nordeuropa mit seinem knapperen Sonnenschein ist dies extrem wichtig, in heißeren Ländern hingegen sind oft normale oder gar kleinere Fenster in klassischen Fassaden energetisch sinnvoller.

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Alte Postkarte

Verkehr: Der Transport der Zukunft soll energieeffizient sein und einen adäquaten Ersatz bieten für den Individualverkehr

Häufig beinhalten Visionen von der Stadt der Zukunft Drohnen oder andere unspezifizierten Luftfahrzeuge, die wie Autos fungieren sollen. Das Prinzip hat zwei inhärente Nachteile, die bislang noch nicht technisch gelöst werden konnten: Zum einen wird extrem viel Energie benötigt, um Menschen vom Boden erst hochzuheben, um dann eine Strecke zurückzulegen (ohne Beschleunigung wie beim Flieger); zum anderen ist der Vorgang, eine Fracht mit dem Gewicht eines Menschen durch Rotoren hochzuheben, sehr laut, was man bei Hubschraubern beobachten kann. Einzig eine Zeppelintechnik, die mit Gasen funktioniert, wäre leise schwebend vorstellbar.

Eine zweite Vorstellung bei Verkehrsmitteln in der Stadt der Zukunft zielt auf extrem lange moderne Züge ab. Ergänzend zu anderen, kleineren Verkehrsmitteln ist dies auch zweifelsohne eine interessante Option; aber es kann das Bedürfnis der Menschen, möglichst individuell entlang der fahrweggebundenen Strecken dort aussteigen zu können, wo sie hin möchten, nicht befriedigen. Und gerade in Regionen mit extremem Klima ist es unangenehm, wenn Stationen in sehr weiten Abständen zueinander liegen und man nach dem Aussteigen noch längere Strecken vor oder zurücklaufen muss. 

Der autonom fahrende Verkehr auf den Brücken löst beides: Er „schwebt“ mitten durch die Stadt, ohne Energieverschwendung, und die Fahrzeuge sind zwar fahrweggebunden, aber sie kommen „on demand“, und insbesondere die Autos können Menschen zu jedem Punkt auf den Brücken transportieren.

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Photovoltaik: PV sollte in jeder Stadt je nach Fläche differenziert installiert werden

Es kann effizient sein, Energie dezentral dort zu produzieren, wo sie auch verbraucht wird, also überall in der Stadt. Die Brücken können diesen Strom einsammeln und mithilfe von Steuerungssystemen dorthin transportieren, wo er gerade benötigt wird, und an den Brückensäulen können E-Autos sich aufladen. Aber nicht auf jede Fassade passt Photovoltaik (z.B. passt sie nicht an Altbauten mit Schmuckfassaden), und es sollte auch nicht immer nur schwarze PV installiert werden, sondern (um Wärme-Inseln zu vermeiden und die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erhöhen) sollte auch weiße oder ästhetisch ansprechende PV zur Anwendung kommen.

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Fazit: „Alte Neuland Brücken“ können weltweit helfen, die heutigen Städte in humane Städte der Zukunft zu verwandeln

Das Brückenkonzept hat anderen Visionen von „der Stadt der Zukunft“ gegenüber den Vorteil, dass man damit moderne Technologie und humane Gestaltung mitten im Bestand realisieren kann -  und nicht außerhalb in Neubaugebieten oder durch Abriss von bestehenden Stadtstrukturen. Mit den „Alte Neuland Brücken“ kann man die gewachsenen Stadtteile mitnehmen auf dem Weg in die Zukunft.

Die Brücken realisieren auf einer zweiten Ebene all das, was auf der ersten Ebene nicht eingeführt werden kann. Dabei nutzen sie den Raum über Autostraßen, der ohnehin für das Leben der Menschen verlorener Raum ist, aber mitten durch ihre Lebensräume hindurchführt. Alles, was an Konzepten oben auf den Brücken realisiert wird, kann sich sukzessive entlang von ihnen auch im Rest der Stadt ausbreiten.

Darüber hinaus stellen die Brücken eine Mega-Leitstruktur dar durch Gebiete hindurch, in denen nicht Kilometer lang Straße aufgerissen werden kann, um Leitungen zu legen: Sie verlaufen als grüne verschattende Lunge kühlend durch die Stadt, sammeln Wasser und verteilen es bzw. bringen es zu Speicherorten oder fungieren als modernes Leitungsnetzt für dezentral volatil anfallende Energie.

Sie lösen transdisziplinär zahlreiche Problem auf der zweiten Ebene, die sich im Bestand nicht so ohne weiteres vernetzt lösen lassen