Wonach suchen Sie?

hidesy  - istockphoto.com

Zahlreiche vergessene Handwerkstraditionen werden wiederbelebt, um der Wegwerf-Mentalität entgegenzuwirken

Auf den Brücken entsteht eine Manufaktur-Zeile: Dort werden von Gürtlerei über Klöppeln und Glasbläserei bis hin zum traditionellen Backen von echtem Brot und Kochen von Traditionsküche zahlreiche Handwerke gelehrt. Die Ausbildungsbetriebe verkaufen ihre Ware in Läden entlang der Zeile und bieten sie in der Gastronomie des Quartiers an. Verteilt im Quartier gibt es Reparatur-Cafés und Hobby-Pop-Ups, wo den Bürgern die Wertigkeit von handwerklichem Arbeiten und Reparieren nahegebracht wird. Diese Manufaktur-Zeile wird ergänzt durch eine Gourmet-Zeile: bunt, belebt und modern. Handwerk wird hier zum Luxusgut, zum Life-Style-Produkt und zur Gourmet-Leidenschaft. Dass Dinge hergestellt werden sollten, um 50 oder 100 Jahre zu halten und nicht drei Jahre, ist ein Imperativ in Zeiten fortschreitender Ressourcenverknappung. Das Quartier auf den Frankfurter Brücken zeigt darüber hinaus jungen Menschen, die sich für traditionelles Handwerk interessieren, eine Perspektive auf, wie diese Berufe wieder Aufschwung erhalten können.

Inhalt: Auf dem Nordarm der Brücken entsteht eine Welt der Handwerkstraditionen – verwoben mit zukunftsweisender Nachhaltigkeit und modernem Gesundheitsbewusstsein

Die Handwerksbetriebe auf der Manufaktur-Zeile sind so gruppiert, dass für die Arbeit mit ähnlichen Materialien die Maschinen und Ausstattung auch in Kooperation genutzt werden können.

Die wichtigsten Handwerkstraditionen für Luxus- und Lifestyle-Produkte sind vertreten. Sie verkaufen nicht nur ihre Ware, sondern bilden auch Nachwuchs-Handwerker aus und kooperieren mit den Reparatur-Cafés in der Nachbarschaft.

Zudem gibt es alle Arten handwerklicher Lebensmittel-Zubereitung wie das Backen von echtem Brot oder traditionelle Herstellung von Wurstwaren – eine Gruppierung von Betrieben, eine Gourmet-Zeile bilden und gleichzeitig als Lieferanten für die Gastronomie und Lebensmittelgeschäfte auf den Frankfurter Brücken fungieren.

Es gibt noch Hochburgen des traditionellen Handwerks in vielen ländlicheren Gebieten, aber selten in der Stadt – die Manufakturzeile auf den Frankfurter Brücken soll daher gezielt die Verbindung zu den Menschen in der Stadt stärken

Ob auf der Glasstraße im Oberpfälzer und Ostbayerischen Wald, in der Bürstenmacher-Region in Sachsen oder im Kannenbäckerland der Keramik in Rheinland-Pfalz – es gibt sie noch, die Handwerksbetriebe, die einzigartige und qualitativ hochwertige Produkte herstellen. Durch Maschinen und moderne Technik können viele von ihnen in größerem Maßstab fertigen und so nicht nur Kunden deutschlandweit beliefern, sondern ihre gefragten Produkte auch ins Ausland exportieren.

Doch alle haben ein und dasselbe Problem: Es finden sich immer weniger junge Nachwuchskräfte, um die alten Meister eines Tages zu ersetzen. Dem kann mit Konzepten wie der Manufakturzeile auf den Frankfurter Brücken begegnet werden: Dort werden nicht nur in fast 30 traditionellen Handwerksbetrieben mehr als 300 junge Menschen ausgebildet; vielmehr kommt es darauf an, den Menschen traditionell gefertigte Produkte wieder nahe zu bringen, um im Rahmen der Nachhaltigkeitsbewegung das Handwerk als tolle Chance zu sehen, den allgemein vorherrschenden Lebensstil nachhaltiger zu gestalten:

(1) Die verwendeten Materialien sind meist aus nachwachsenden Rohstoffen oder vorhandenen Naturmaterialien.

(2) Die Produkte sind alle qualitativ hochwertig, damit deutlich länger haltbar und dadurch auch mit einem viel kleineren ökologischen Fußabdruck über ihre Gesamtlebensdauer hin belastet.

(3) Selbst wenn die Produkte mal kaputt gehen, können sie repariert werden und müssen nicht gleich komplett weggeschmissen werden, sodass das Bewusstsein steigt, dass wir nicht weiterhin in einer hemmungslosen Wegwerf-Gesellschaft leben müssen, sondern es Alternativen dazu gibt.

(4) Die Menschen können in zwei Hobby-Pop-Ups auf der Manufakturzeile selbst Dinge herstellen und in Reparatur-Cafés mit Hilfe von Experten kaputte Gegenstände reparieren. Dadurch wird der Bezug zu den Dingen verstärkt und ebenfalls dem Trend zum Wegwerfen entgegengewirkt.

Auf dem Nordarm der Frankfurter Brücken entsteht die Manufakturzeile mit rund 22.000qm Fläche für verschiedenste Ausbildungsbetriebe und 6.000qm Fläche für die begleitende Berufsschule

Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Handwerks- und Reparatur-Kultur ist nachhaltig und somit nicht nur traditionell, sondern auch hochmodern

Auf den Frankfurter Brücken entsteht mit der Manufakturzeile ein Konzept, durch das die schönen alten Handwerkstraditionen aufgewertet und in einem neuen Licht praktiziert werden: Alle Produkte können extrem cool und zeitgemäß gestaltet werden, indem man das Künstlerische der Vergangenheit mit Innovationen, moderner Technologie und neu verfügbaren Materialien sowie aktuellem Design verbindet.

Luxus-Handwerk

Korbmacher/Flechtwerkgestalter

Bürsten-/Pinselmacher

Holzspielzeugmacher

Drechsler

Böttcher/Küfer

Gürtler/Metalldesign

Fahrradmonteur

Feinmechaniker

Töpfer

Glasmacher

Glas-/Porzellanmalerei

Sattler

Lifestyle-Handwerk

Täschner

Kürschner

Maßschuhmacher

Maßschneider

Klöppelei

Kunststopfer

Stickerei

Hutmacher

Uhrmacher

Edelsteinfasser

Feinpolierer

Goldschmied

Silberschmied

Gourmet-Handwerk

Bäcker

Konditor

Chocolatier

Metzger/Fleischer

„Fischmetzger“

Koch klassisch

Koch vegetarisch/vegan

Koch ostasiatische Küche

Koch orientalische Küche

Koch mediterrane Küche

Koch lateinamerikanische Küche

Koch skandinavische Küche

Koch slawische Küche

Die Manufakturzeile und die Gourmetzeile bilden ein buntes belebtes Quartier mit Reparatur-Cafés, Hobby-Pop-ups und Musikpavillon

Das Konzept des Reparatur-Cafés entstand in Holland und hat sich mit über 2.200 Reparatur-Cafés inzwischen in der ganzen Welt verbreitet: Menschen bringen ihre kaputten Dinge in das Café, seien es beschädigte Elektrogeräte, Kleidungsstücke oder sonstige Alltagsdinge, und können sie dort mithilfe von    –meist ehrenamtlichen-  Experten reparieren.

Auf der Manufakturzeile gibt es sowohl diese klassischen Reparatur-Cafés als auch solche, wo man die Dinge den Experten gegen ein kleines Entgelt überlassen und auf ihrer Reparatur warten oder sie später repariert abholen kann.

Als Experten können sich ehrenamtliche Mitbürger in die Cafés begeben; es werden darüber hinaus auch die Auszubildenden aus den Manufakturen ein paar Stunde pro Woche in die Reparatur-Cafés geschickt, um dort mit ihrem unterschiedlichen Erfahrungshintergrund zu helfen. So entsteht eine positive  Verbindung zwischen den Menschen in den Manufakturen und den Bürgern der Stadt.

Ähnlich verhält es sich mit den beiden Hobby-Pop-Ups in dem Quartier: Auch dort können sich vom Lehrling bis zum Meister alle einbringen und Unterrichtsstunden geben oder einfach ein handwerkliches Hobby begleiten.

Ein Musikpavillon in diesem Brückenquartier rundet das kulturelle Angebot für alle ab. 

Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Loft-Architektur ist für jede Form der Manufaktur und damit auch für die Handarbeit in den Reparatur-Cafés am besten geeignet

Die Reparatur-Cafés verfügen alle über hohe Fenster, große Tische, angenehme Beleuchtung und einen robusten, leicht zu reinigenden Boden. Stauraum für die Reparatur-Materialien ist ebenso wichtig wie vereinzelte besonders stabile Tische für schwerere Geräte und hämmernde Arbeiten.

Durch die Loft-Architektur entsteht eine coole und gleichzeitig angenehme Atomsphäre.

Die Reparatur-Cafés ähneln in ihrer Struktur damit sehr den Hobby-Pop-Ups, von denen es ebenfalls zwei in dem Manufaktur-Quartier gibt. Hier können je nach Pop-Up-Thema einfache Verarbeitungsschritte der einzelnen Handwerke in Kursen erlernt werden – offen für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche.

ramona-balaban-unsplash.com

Die Reparatur-Cafés können auch durch Wintergarten-ähnliche Anbauten erweitert werden, wo aufgrund der Geräumigkeit vor allem größere Dingen wie zum Beispiel Fahrräder oder Kinderwagen leichter repariert werden können

petersham-nurseries
www.wintergarten-ratgeber.de

In dem Quartier sind Handwerke mit ähnlichen Materialien auch stets näher beieinander angesiedelt

Die Materialanlieferung erfolgt über die autonom fahrenden Lieferfahrzeuge morgens in aller Frühe relativ regelmäßig, da die Gebäude auf den Brücken keinen riesigen Lagerraum bieten bzw. die Grundfläche (GF) im EG ein knappes Gut ist: Dort findet der Hauptteil des Betriebes statt, bei dem Maschinen und Material benötigt werden, die nicht so ohne weiteres in den ersten Stock verlagert werden können; im EG befindet sich aber auch die Laden- und Schaufenster-Fläche für den Kundenverkehr.

Daher ist es günstig, wenn Betriebe sich gegenseitig mit Lagerflächen aushelfen können und – was allerdings seltener der Fall ist – auch mal die Geräte des anderen nutzen können.

Entsprechen sind hier Korbflechter und Bürsten-/ Pinselmacher benachbart, gefolgt von Drechslern, die sich ein Gebäude mit den Holzspielzeugmachern teilen; anschließend kommt als weiteres holzverarbeitendes Handwerk die Böttcherei.

Flechtwerkgestalter sind für die Herstellung von vielen eleganten zeitlosen Möbeln unabkömmlich

Aber, wie das Architectural Digest Magazin 2019 in seinem Artikel „Handwerkstradition: Vom Aussterben bedroht?“ bedauernd schrieb: „Bei Tecta, ein­em der großen Bewahrer des Bauhaus-Erbes, gibt es noch exakt einen Korbflechter, der in der Lage ist, den Freischwinger von Ludwig Mies van der Rohe mit Lilly Reichs wunderschönem Weidengeflecht zu versehen.“

Die Korbflechterschule auf den Frankfurter Brücken soll diese Entwicklung aufhalten.

www.classic-design24.comfurniturestuehle-chairsmies-van-der-rohe

Mit Flechtwerk lassen sich eine Vielfalt von Dingen herstellen: hochwertig, funktional und ökologisch einwandfrei

Die Reparatur alter Möbel, das kreative Design neuer Möbel, Körbe oder Paravents: die Möglichkeiten beim Flechten sind ausgesprochen vielfältig. Sogar Flechtschmuck kann hergestellt werden.

Auch wenn immer häufiger Kunstmaterialien eingesetzt werden, vor allem im Außenbereich, haben traditionelle Materialien den großen Vorteil, dass sie aus nachwachsenden Rohstoffen sind und damit einen wertvolleren Beitrag zur ökologischen Lebensgestaltung leisten - anders als industrielles Kunststoff-Flechtwerk.

Korbmacher_Sell_Christin_2
www.berufenet.arbeitsagentur.de

Von der Gurkenbürste über die Körperbürste bis hin zur Autowaschbürste: nur ein Bürstenmacher-Meister kann sie richtig auslegen, sodass sie gründlich reinigen, aber gleichzeitig nichts beschädigen

Bürsten werden in der Industrie gebraucht, sind aber auch im Konsumgüterbereich wieder angesagt: Immer mehr Bürsten aus Holz finden sich in den Regalen der Geschäfte für Bad- und Haushaltswaren, viele von ihnen auch wieder mit Naturborsten.

lightbox_bernau-schwarzwald-schneflertag-resenhof-buerstenmacherin
bellasherzenssachen.de
lolaonearth.com/zero-waste-essentials-

Mit Drechseln kann man aus verschiedenen Materialien alles herstellen, was Rundungen hat

Das Wichtigste beim Drechseln ist die Drehbank, auf der nicht nur Holz, sondern auch Alabaster, Bernstein, Horn oder sogar Speckstein verarbeitet werden kann. Am meisten verbreitet ist allerdings die Verarbeitung von Holz.

Stäbe von Innentreppen-Geländern oder von Balkongeländern beispielsweise werden durch Drechseln hergestellt. 

Auch auf den Frankfurter Brücken selbst wird es dafür eine gewisse Nachfrage geben, beispielsweise beim Bau der beiden Opernhäuser oder der Musikervilla, wo Innentreppen auch ein Treppengeländer mit gedrechselten Holzstäben haben können.

Aber Drechsler braucht man auch beim Möbelbau oder der Herstellung von Gebrauchsgegenständen: Gedrechselte Vasen, Salz- und Pfefferstreuer oder Füller sind hochwertige Life-Style-Produkte, die durch Drechseln nachhaltig aus dem erneuerbaren Rohstoff Holz hergestellt werden können und bei guter Pflege ewig halten.

abishome - istock.com
www.holzwurm-page.de
holzwurm-page.de
dds-online.de

Holzspielzeuge liegen voll im Trend – Plastikspielzeug, das blinkt und eindringliche Töne von sich gibt, kann da nicht mithalten

Im Gegensatz zu Plastikspielzeug, auf das man als Kleinkind lediglich drücken kann, um mit großer Beharrlichkeit und zum Leidwesen aller anwesenden Erwachsenen schrillen Dauerlärm zu produzieren, fördern und fordern Holzspielzeuge die Motorik kleiner Kinder und ihre Spielphantasie. Immer mehr junge Eltern versuchen, neben der Flut von billigen, ständig neu gekauften und nur für kürzeste Zeit interessanten Spielsachen ihren Kindern auch Holzspielzeug und das kreative Spielen damit nahezubringen. Holzspielzeuge haben überdies den Vorteil, dass sie keine Weichmacher abgeben können wie manche Spielzeuge aus Plastik in der Vergangenheit und dass sie auch nach Jahren noch tadellos nutzbar sind und weiterverschenkt werden können, wenn die eigenen Kinder aus dem Spielzeug-Alter herausgewachsen sind.

amazon.com Toysery
Lakov Filimonov  - dreamstime
Pzaxe - dreamstime.com

Drechseln, Schnitzen, Reifendrehen: Die Ausbildung dazu findet derzeit nur noch in der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen statt

Die Begeisterung für ein Produkt kann nur wachsen, wenn man es kennt. Genauso ist es mit dem Beruf: Wenn man, wie die meisten Kinder und Jugendlichen in einer Stadt wie Frankfurt, noch nie ein holzverarbeitendes Handwerk live gesehen hat, kommt man auch kaum auf die Idee, sich in diese Richtung ausbilden zu lassen.

Auf den Frankfurter Brücken können Grundschulkinder oder Jugendliche aus weiterführenden Schulen auf Ausflügen zur Manufakturzeile die einzelnen Handwerke bestaunen und im Rahmen der Hobby-Pop-Ups den ein oder anderen Kurs besuchen, um einfache Schritte der Handwerksarbeiten selbst auszuprobieren.

Ist man mit der Schule fertig, kommt man dann eher auf die Idee, sich dem Korbflechten oder Spielzeugmachen zu widmen. Und man kauft als Erwachsener auch viel lieber diese Dinge, die man auf der schönen Manufakturzeile kennengelernt hat.

Bravissimos  -  dreamstime.com
imago epd  -  imago.images.de
imago epd - imago.images.de

Böttcher, Küfer, Büttner, Fassbinder oder Schäffler – je nachdem, wie Tonnen in einer Region Deutschlands bezeichnet werden, fällt auch die Bezeichnung für das herstellende Handwerk aus

Die Herstellung von Fässern hatte in den 70er Jahren mit dem Aufkommen von Kunststoff-Tanks einen schweren Schlag erlitten. Aber keine 20 Jahre später hatte sich der Trend wieder umgekehrt und alle Weingüter wollten wieder Holzfässer: Man hatte festgestellt, dass vor allem hochwertiger Wein „den Kontakt zum Holz“ benötigt.

Die Nachfrage insbesondere in Hessen ist nicht zu unterschätzen: Mit über 4000 Hektar Rebfläche ist Hessen nach Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern bundesweit das viertgrößte der weinproduzierenden Bundesländer.

Böttcherei ist eines der ältesten Handwerke in Deutschland und gleichzeitig hoch aktuell.

Auremar - 123rf.com
Auremar - 123rf.com
photography33 - depositphotos.com

Gürtler kann man als künstlerische Metalltechniker beschreiben: Von Möbelbeschlägen über Schmuckstücke bis hin zu Lampen sind sie die Meister der Metallverarbeitung

Sowohl die Reparatur als auch der Nachbau von antiken Lampen wäre ohne das Gürtler-Handwerk nicht denkbar. Sie vereinen in ihrem Beruf allerdings noch viel mehr Aspekte: Das Ziselieren von Metall, das Gießen, das Gravieren oder auch die Herstellung von Schmuck sind alles Teil ihrer Ausbildung.

Sabeth Stickforth - imago.images.de
www.doghouseantiques.co.uk
www.dotzauer.lighting.de

Die Handwerke sind auf der Manufakturzeile durchmischt mit Wohnen, Gastronomie und Geschäften des täglichen Bedarfs

Während im Erdgeschoß die Ladenflächen und auch Produktionsflächen der Betriebe sind, befinden sich in den oberen Etagen der Gebäude Wohnungen: Dort gibt es zum einen Ein- bis Zweizimmerwohnungen für Azubis, es können aber auch die Meister, Lehrer der Berufsschule oder ganz andere Bevölkerungsgruppen dort in dem schönen und bezahlbaren Wohnraum wohnen.

Das Quartier ist immer belebt, es ist immer was los, und man kann durchflanieren und überall etwas neues sehen. Im Sommer sind die Türen zu den Produktionsstätten geöffnet und vorbeilaufende Besucher können einen Blick auf die Arbeit der Handwerker in den Hallen erhaschen – oder sehen sie zum Teil auch im Hof werkeln.

Die Nachbarschaft kommt vorbei, um in den Geschäften des täglichen Bedarfs einzukaufen, und Brückenbesucher genießen das Gastronomie-Angebot im Quartier.

Sattler stellen Sattel für Pferde her – aber sie können noch viel mehr

Ein handgefertigter Sattel ist ein wahres Kunstwerk und hat auch entsprechend seinen Preis, aber gut gepflegt hält er ein Pferdeleben lang und länger – auch wenn er vielleicht nicht auf ein und dasselbe Pferd so lange passt. Umso wichtiger ist es, dass Sattel nicht entsorgt werden, sondern in tadellosem Zustand auch noch nach Jahren weiterverkauft werden können, insbesondere um mit dem Leder nachhaltig umzugehen.

Es gibt 60.000 Pferde in Hessen, der Markt dafür ist also da.

Sattler können sich aber auch auf Autosattlerei spezialisieren, denn sie können für moderne Autos ebenso wie für Oldtimer sagenhaft bequeme Sitze herstellen. Das gleiche gilt für Motoradsattel.

Überhaupt ist der Sattler ein Künstler am Leder: So gibt es auch Sattler, die im Rahmen der Feintäschnerei auch Portmonnaies und Taschen herstellen können.

Manfred Grebler - alamy.com
natthawon - istock.com
lappes - istock.com

Die Glasmacherei ist für Zuschauer vermutlich die faszinierendste Disziplin auf der Manufakturzeile

Insbesondere Kinder staunen beim Anblick der Glasbläser- und Glasmacherkunst.

Das ehrwürdige Handwerk bringt auf den Frankfurter Brücken neben traditionellen Produkten auch hochmoderne Glaskunst hervor. Dabei liegt der Fokus bei den Glasmachern der Manufakturzeile auf der Herstellung von Gebrauchsgegenständen, während die Glasmacher auf der Offenbacher Meisterbrücke sich auf Glaskunst am Bau konzentrieren.

Die Schüler und Meister der Manufakturzeile und der Offenbacher Brücken dürften auch in anderen Disziplinen als der Glaskunst regen Austausch pflegen, da man mit dem autonom fahrenden Verkehr von einem Quartier zum anderen ganz bequem „door to door“ fahren kann.

Joana Kruse - alamy.com
Gueffroy - imago-images.de

Von Hand gemachte Sandstrahl-Dekore sind auch heute noch sehr begehrt

Mit Sandstrahlgebläse und speziellen Schablonen

können auch alte Jugendstilmotive per Hand auf ein Grundglas aufgebracht werden.

Danach wird die Oberfläche versiegelt, damit es sich gut reinigen lässt und sich kein Schmutz in der Oberflächenstruktur festsetzt.

Mithilfe von Tiefstrahltechniken werden  Kontraste und  Schattierungen erzeugt: Eine 3D-Optik entsteht. Gefärbt, facettiert oder mit Glaslinsen versehen kann das Licht, das durch diese Glasscheiben fällt, einen ganz zauberhaften Effekt erzeugen.

Beliebt sind kunstvolle Sandstrahldekore vor allem in Innenbereich an Türen, aber sie können auch in Fenstern, die blickdicht, aber gleichzeitig lichtdurchlässig sein sollen, Anwendung finden.

Insbesondere bei den gläsernen Sichtschutzwänden an beiden Seiten der Brücken können Sandstrahldekore sowohl in moderner als auch in traditioneller Optik für blickdichte Glaswände sorgen.

Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Töpferarbeiten und Glaskunst erhalten durch Bemalung ihren krönenden Abschluss

Neben der Glaskunst gibt es auf der Manufakturzeile auch eine Werkstatt, die Töpferlehrlinge ausbildet - ein Handwerk, das in Deutschland nur noch in der traditionsreichen Ke­ramischen Werkstatt Margaretenhöhe  gelehrt wird.

Beide Produkte, Glaskunst und Töpferkunst, können durch kreative Bemalung die unterschiedlichsten Designrichtungen bedienen und für den zeitgenössischen coolen Haushalt unabkömmlich werden.  

Depositphotos_181026160_XL
epixx - istock.com
www.keramik-ledieu.de gartenkeramik

Neben handgefertigten Luxusgütern gibt es auch modische Life-Style-Güter auf der Manufakturzeile

Maßgefertigte Kleidung mit Handstickerei oder geklöppelter Spitze kann man sich meist nur zu ganz besonderen Anlässen wie Hochzeiten u.ä. kaufen.

Aber es gibt auch die handgefertigte „Mode light“ für schlichte  Sommerkleider, T-Shirts oder Blusen, und die Spitze kann ergänzend, kaschierend oder als Einzelstück wie bei einem Schal hinzukommen.

Die Stücke, die dabei entstehen, halten nicht nur eine Ewigkeit, sondern sind auch von einer Qualität, dass sie im Rahmen von Näh-Workshops in den Hobby-Pop-Ups angepasst oder in neue modische Stücke umgewandelt werden können.

Insbesondere junge Frauen oder Mädchen, die sich saisonal bis zu 20 qualitativ minderwertige Kleidungsstücke kaufen, um jedes nur wenige Male anzuziehen und dann zu entsorgen, können hier einen anderen Weg zu „immer neuer“ Mode entdecken.

Alle paar Jahre entdeckt die Modeindustrie die Spitze wieder, und Kleidung wird üppigst damit geschmückt

Aber auch ohne diese Trends ist schöne Spitze aus der Welt der Damenkleider nicht wegzudenken: Egal ob im Brautkleid oder im Abendkleid oder sogar am Schlafanzug – die Spitze verleiht einem Kleidungsstück eine ganz besondere Note. Und mit der Kunst, die Spitze zu klöppeln, ergibt sich auch die Möglichkeit, bei maßangefertigten Kleidungsstücken durch die Material- und Farbauswahl genau die Spitze herzustellen, die zum Kleidungsstück passt. Je nachdem, ob sie die Haut berührt, kann überdies entsprechend angenehmes Material gewählt werden statt des oft kratzigen Polyesters bei industriell gefertigter Spitze.

Stasia04  - dreamstime.com
Amazon.de
the stock company - shutterstock.com

Es lohnt sich entsprechend, die Kunst des Klöppelns auf der Manufakturzeile wieder zu lehren

Wie bei allen Handwerken auf der Manufakturzeile erlernen die Auszubildenden zunächst von den Meistern gründlich die Herstellung ihrer jeweiligen Handwerkskunst per Hand, um dann im weiteren Fortgang der Ausbildung natürlich auch den Umgang mit Maschinen zu erlernen, die die Dinge ganz oder in Teilen maschinell herstellen können.

Aber nur wenn das Handwerk zunächst ernsthaft auf herkömmlichem Wege erlernt wird, wird auch das komplette technische und künstlerische Wissen mittradiert und verleiht der Arbeit der so ausgebildeten Kunsthandwerker ihre einzigartige Qualität.

 

SteveAllenPhoto - istock.com
wikimedia-Frohnauer_Hammer

Schöne Handstickerei kann nicht nur Damenmode aufwerten, sondern auch Herrenmaßanzügen eine ganz besondere Note verleihen

Shopping auf der Manufakturzeile wird zu einem ganz besonderen Erlebnis: Egal ob man etwas einkauft oder nur im Reparatur-Café etwas wieder funktionsfähig macht – ein Spaziergang auf der Manufakturzeile ist stets ein bereicherndes Erlebnis, sowohl für wohlhabende Menschen als auch für Menschen mit geringerem Einkommen.

Directphoto Collection - alamy.com
idmanjoe - 123rf.com
edwardolive - istock.com

Neben der Manufakturzeile findet sich auf den Brücken die Gourmet-Zeile mit traditioneller Bäckerei, Metzgerei, Fischspezialitäten und Kochkunst

Der Aufbau der Gebäude ist ähnlich wie bei der Handwerkskunst: In dem Ausbildungsbetrieb für Bäckerei und Konditorei befindet sich im Erdgeschoß neben den Backstuben auch die Ladenfläche des Betriebes. Genauso ist das Erdgeschoß bei dem Gebäude für Fleisch- und Geflügelmetzgerei aufgeteilt.

Der Beruf „Koch“ ist zwar kein Handwerk in Deutschland, da früher reiche Leute einfach einen eigenen Koch bzw. Köchin hatten und der Rest der Menschen sein eigener Koch war. Ein großer Ausbildungsbetrieb für Köche darf dennoch auf der Gourmet-Zeile der Frankfurter Brücken nicht fehlen.

Die kleine „Fischmetzgerei“ ist eigentlich ein erfundener Begriff, es gibt traditionell keine Fischmetzger. Aber es gibt Spezialisten, die ähnlich wie ein Metzger sein Fleisch ihren Fisch und Meeresfrüchte zerlegen und auch aus den Bestandteilen Fischspezialitäten herstellen können.

Lang Ersehntes wird auf der Gourmet-Zeile wahr: die Ausbildung von Bäckern, die echtes Brot und andere Backwaren ohne jegliche Fertigmischungen backen können

Wer einmal von einem wirklich traditionell backenden Bäcker Brot oder Brötchen gegessen hat, möchte nie wieder etwas anderes kaufen. Dennoch gibt es sie kaum, die Bäcker, die solche Köstlichkeiten anbieten. Denn das Backen ohne jegliche Fertigmischungen bedarf einer ausgezeichneten fachlichen Ausbildung und meisterhafter Beherrschung des Handwerks; aber vor allem ist es  langwierig und damit kostspielig. Will eine Bäckerei die Ladenmiete in Frankfurt zahlen, muss sie aus Kostengründen daher meist auf die deutlich preiswerteren Fertigteige umsteigen.

Auf den Frankfurter Brücken ist das anders: Die Ladenmieten sind extrem günstig, aber mit Auflagen versehen. Alle Supermärkte zum Beispiel müssen einen Nachhaltigkeitsaspekt erfüllen, sei es, dass sie Biowaren anbieten, sich dem verpackungsarmen Konzept der Frankfurter Brücken verschreiben  oder sich auf Produkte aus der Region fokussieren. Durch die günstige Ladenmiete können sie die Mehrkosten ihrer Ware zumindest teilweise kompensieren und dem Verbraucher bezahlbare Qualität anbieten. Nach dem gleichen Prinzip können auch die Brückenbäcker es sich leisten, selbst echten Teig mit allem notwendigen Zeitaufwand herzustellen, ohne teuer werden zu müssen. Und der Bäckereibetrieb auf der Gourmet-Zeile bildet sie so aus, dass sie es auch wirklich können!

Bertold Fabriciius  www.pressebild.de
Pixavril - depositphotos.com

Eine Bäckerei-Ausbildung umfasst unglaublich viele Kompetenzfelder

Grundlagen

Gewichts-, Mengen, Rezeptumrechnung

Ausmahlungsgrad, Mehltype, Aschegehaltsbestimmung

Auswahl anderer Zutaten

Ursachen und Vermeidung von Gebäck- und Lagerfehlern

Ernährungsphysiologischen Bedeutung gebäcktypischer Rohstoffe und ihrer Inhaltsstoffe

Hefefeinteige, Plunderteige, Blätterteige, Mürbeteige, Honigkuchen- und Lebkuchenteige

Teigtemperatur

Teigführung

Knetprozess

Teigbildung

Teigausbeute

Biologische, physikalische und chemische Lockerung

Formgebung

Gärprozess

Gärsteuerung

Backprozess: Ofen und Fettbackgerät

Einsatz von Bäckerleinen und Bäckerseide

Einsatz von Gärkörben (Holzschliff etc.)

Bedampfen, Beschwaden

Abstreichen/Abglänzen

Aprikotieren, Glasieren, Dekorieren

Weizenbrötchen, Weizenbrote, Toastbrote, Baguettes

Direkte und indirekte Teigführung

Teigbildung, insbesondere Knetprozess,

Teigruhe

Teigausbeute

Ausstoßen/Abschlagen

Dehnen und Falten

Formgebung

- Wirken

- Stüpfeln

- Drücken

- Wickeln

- Flechten

- Schneiden

Gärprozess

Gärsteuerung

- Gärverzögerung

- Gärunterbrechung

Relative Luftfeuchtigkeit bestimmen

 

 

 

Getreidemahlerzeugnisse, insbesondere Roggenmehle

Wirkung von Säure, Salz, Teigsäuernden Backmitteln

Anstellgut:

Vollsauer

Reinzuchtsauer

Spontansauer Mikroorganismen im Sauerteig

Aufgaben und Führungsbedingungen der Sauerteigstufen

Dreistufen-Sauerteigführung

Mehr- und einstufige Sauerteigführungen

Sauerteigschemata

Sauerteiganteil

Kombinierte Teigführungen

Weizensauer

Sauerteigfehler

Sauerteigbeurteilung, insbesondere Sensorik, Säuregrad, pH-Wert

Ernährungsphysiologische Bedeutung

Sauerteigsicherung

Teigführung

Teigfestigkeit

Teigtemperatur

Teigruhe (Stockgare, Ballengare)

Auswählen Anstellgut/Starterkultur

Festlegen des Saueranteils

Gärprozesse

Gärsteuerung

Gärtoleranz

Gärunterbrechung

Gärverzögerung etc.)

Backvorbereitungen, insbesondere

Abstreichen

Schneiden

Stippen

Bemehlen

Backofentypen

Ofenkapazität

Backprozess, insbesondere Schwaden

Temperatursteuerung

Ofentrieb

Krumenbildung

Krustenbildung

Ausbacken

Backverlust

Spezielle Backverfahren, insbesondere Unterbruch-Backmethode

Zweibackmethode

Anbacktemperaturen

Grundrezepten für Blätterteige und Plunderteige

Rohstoffen, insbesondere Ziehmargarine, Käse

Herstellungsmethoden/Verfahrenstechniken

-Tourieren des Ziehfettes, einschließlich Gebäcklockerung

-Aufarbeiten, wie z. B. Teilchen, Schweinsohren, Pasteten,Hörnchen, Croissants

-Fertigstellen durch Belegen mit Früchten, Füllen, Aprikotieren, Glasieren

 

Schrote, Vollkornmahlerzeugnisse

Rohstoffe tierischen und pflanzlichen Ursprungs, insbesondere Nichtbrotgetreide und Ölsaate

Brühstück

Quellstück

Restbrot

Teigführung

Knetprozess

Teigbildung

Formgebung

Spezielle Backverfahren Schnittbrot

 

Baisermasse, Biskuitmasse, Wiener Masse, Sandmasse, Brandmasse, Makronenmasse, Röstmasse

Systematische Arbeitsabläufe, insbesondere

- Rühren

- warm und kalt Aufschlagen

- Melieren

- Abrösten

- Aufdressieren,

- Trocknen

- Abflämmen

Aufschlagverfahren, insbesondere Einkessel- und Zweikesselmassen

Litergewicht Backverfahren

 

Sahne- und Cremetorten, klassische und regional bedeutsame Torten, gebackene Torten und Obsttorten

Füllungen aus

- Früchten

- Kakaoerzeugnissen und Rohmassen

- Schlagsahne, Sahnecremes

- Gekochte, gerührte und geschlagene Cremes

 Grundtechniken beim Aufbau und der Gestaltung von Torten und Desserts

Der Gourmet-Bäckereibetrieb bildet für die ganze Bandbreite der Backwelt aus

Reisende fragen sich häufig, warum Croissants in einem Dorf in Frankreich so köstlich schmecken oder Fladenbrot in einer kleinen Backstube im Orient so ein Genuss ist, und warum man diese Köstlichkeiten nicht genau so auch in Deutschland bekommen kann. Nun, zum einen mag das an den Zutaten liegen: Jedes Mehl ist anders, und auch Wasser kann zu Unterschieden führen, wie die Bierbrauer wissen, die in Böhmen und  Bayern das gleiche Bier brauen und doch Unterschiede schmecken. Aber es liegt nicht nur an den Zutaten oder den Öfen, sondern auch wieder daran, dass Originalrezepte aufwendig sind. Selbst deutsche Backspezialitäten wie Pumpernickel, Dampfnudeln oder echtes Laugengebäck sind entsprechend eine Rarität geworden -  zumindest handgemacht.

Die Bäcker-Azubis auf den Frankfurter Brücken lernen es, die gesamte Bandbreite an Backwaren traditionell zu backen.

Croissant traditionnel - alamyimages.fr.jpg
Amin Karimi - www.tasteiran.net
Alp Aksoy - dreamstime.com
www.brotbackliebeundmehr.com
Dampfnudelkruste-e1504810450574
www.innungsbaecker.de

Gut zu verbackendes Getreide

Dinkel

Amaranth

Emmer

 

Schwer zu verbackendes Getreide

Gerste

Hafer

 

Nichtbackfähige Sorten

Mais

Hirse

Buchweizen

Die Gourmet-Zeilen-Bäcker kennen die Rezepte und Backprozesse für alle gängigen Getreidesorten

In Zeiten von immer häufiger auftretenden  Lebensmittelunverträglichkeiten und immer neuen Ernährungspräferenzen der Menschen müssen auch in Vergessenheit geratene Getreidesorten oder fremde Sorten von den breit ausgebildeten Bäckern auf den Frankfurter Brücken zu köstlichen Backwaren verarbeitet werden können.

Die Bäcker auf den Frankfurter Brücken haben eine gründliche traditionelle Ausbildung genossen, mit der sämtliche Getreide Europas zur Herstellung  köstlicher Backwaren genutzt werden können.

Die Fleischerausbildung auf der Gourmet-Zeile fokussiert sich auf die Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren

Auf den Frankfurter Brücken lässt sich kein Schlachtbetrieb führen, aber die Gourmet-Fleischer können mit den Bio-Bauernhöfen in Hessen kooperieren, sowohl was die Grundausbildung im Schlachten anbelangt, als auch für die Belieferung mit Fleisch. Der Fokus liegt entsprechend auf der Herstellung von Fleischwaren, und zwar ohne Farbstoffe, künstliche Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker –  was ähnlich wie traditionell gebackenes Brot zur Rarität geworden ist. Auch hier werden die Produkte nur köstlich, wenn sie von Meisterhand und mit entsprechendem Zeitaufwand hergestellt werden.

Ergänzt wird die Ausbildung durch gründliche Kenntnisse in Geflügelmetzgerei, also das Zerlegen, Rupfen, Ausnehmen und Ausbeinen von Geflügel aller Art – eine Tätigkeit, die Präzision und großes Geschick erfordert.

www.extrawuerste.ch
www.herkunftsverband.de - thüringer Rotwurst

Quartier mit Strandcharakter auf den Frankfurter Brücken

Der Nordarm der Frankfurter Brücken über der Rosa-Luxemburg-Allee führt hoch bis zur Nidda, wo im Niddapark der Frankfurter Badesee ensteht. Zwischen der Gourmet-Zeile und dem Badesee ist die Architektur angeglichen an die bunten Hummerhäuser auf Helgoland, die Wege sind mit Holzplanken belegt statt wassergebundener Wegedecke, und es gibt ein Teehaus mit friesischen Spezialitäten.

Entsprechend steht am nördlichen Ende der Gourmet-Zeile ein Turm in Leuchtturm-Architektur, bodengegründet und mit einem 75qm großen Geschäft für Fischspezialitäten im Erdgeschoss, einer Testkochstube im ersten Obergeschoß, gefolgt von drei extrem cool gestalteten Wohnetagen und –im letzten und vorletzten OG- einem kleinen Restaurant mit dem Schwerpunkt „Fische und Meeresfrüchte“, in dem es auch sehr viele vegetarische und vegane Speisen aus dem Meer gibt. Von dem Restaurant aus kann man den Ausblick auf die Manufaktur- und Gourmet-Zeile genießen und bis zur Nidda hin schauen.

Damit das Fischspezialitäten-Geschäft und das Restaurant optimal beliefert werden können, gibt es direkt neben dem Leuchtturm eine „Fischmetzger-Schule“. Auch wenn es den Fischmetzger als Beruf eigentlich nicht gibt, wird er hier dennoch als Weiterbildung zu einer Metzgerausbildung gelehrt. Denn es gibt in Norddeutschland durchaus einige Metzger, die Wurst aus Fisch herstellen, und in Australien gibt es einen ersten Laden, der sich als „fish butchery“ bezeichnet. Ähnlich wie beim Fleischer- und Geflügelmetzger geht es auch hier darum, den Fisch richtig in seine Bestandteile aufzugliedern und diese möglichst umfassend in verschiedensten Spezialitäten weiterzuverwerten – eine Vorgehensweise ganz im Sinn der Nachhaltigkeit.

Hackenberg-Photo-Cologne - alamy.com
Altes Neuland Frankfurt / GNU
Josh Niland  - www.foodandwine.com

Das Speiseangebot auf der Gourmet-Zeile: ein Feuerwerk der traditionellen Kochkultur

Frankfurt ist eine sehr internationale Stadt, und es gibt entsprechend Restaurants aus zahlreichen Ländern. Das Problem dabei: Es gibt nur ganz selten die wirklich gute Originalküche aus einem Land, meistens sind es stark vereinfachte Gerichte. Selbst für die deutsche Küche gibt es kaum noch Lokale, die Speisen so anbieten, wie wir sie noch aus der Generation unserer Großeltern kennen. Der Grund dafür ist bei ausländischer und einheimischer Küche der gleiche: Die meisten Gerichte kosten einfach zu viel Zeit – und damit, wollte man sie im Restaurant anbieten- zu viel Geld. Und selbst wenn man bereit ist, Geld für gutes Essen auszugeben, dann findet man eher zehn Restaurants mit Novelle Cuisine als eines, das noch einen Fasan mit Klößen zubereiten kann. Daher liegt der Fokus bei der Kochausbildung in der Gourmet-Zeilen-Kochschule auf traditioneller Küche aus aller Welt.

sablinstanislav depositphotos.com
kostyantyn manzhura - alamy.de
jette2007 Hamburger Labskaus - www.chefkoch. de
MelanieMaya - istock.com
cislander - istock.com
Natalia Lisovskaya - dreamstime.com

Lernen von den Besten – Verbindung von Kochschülern und Bürgern schaffen

Jeder kennt irgendeinen Menschen, der irgendein Gericht göttlich kocht. Die Erzählung davon verläuft immer nach dem gleichen Muster: „Ich habe eine Tante, wenn die . . . . . kocht, dann kommt die ganze Familie herbeigeeilt“ oder „ich hatte einen Studienkollegen aus . . . . , wenn der . . . . . gekocht hat, dann konnte man sich da reinlegen, so köstlich war das“ oder „meine Großmutter konnte . . . . backen, so etwas  habe ich später nie wieder gegessen“. Jeder kennt das irgendwie von irgendjemandem. Und es sind Gerichte, die nicht individuell dem Einzelgeschmack entsprechen, sondern wo einfach jeder, der es probiert, gleichermaßen entzückt ist.

Auf den Frankfurter Brücken kann man der Kochschule solche Perlen empfehlen, und sie schicken zwei ihrer Köche zu einem Probe-Essen zu der empfohlenen Person. Diese kann in ihrem gewohnten Umfeld ihr sagenumwobenes Gericht kochen, bekommt auch alle Zutaten vergütet von der Kochschule, und wenn die Köche das Gericht gut finden, wird  die Kochguru-Person eingeladen, in der Testkochstube des Leuchtturms den Köchen zu  zeigen, wie sie es genau kocht (oder backt). Diese kochen es so lange nach, bis sie es ebenfalls perfekt beherrschen, und dann wird es vier Wochen auf die Speisekarte der Cafés und Restaurants auf der Manufaktur- und Gourmet-Zeile gesetzt. Von jedem verkauften Gericht bekommt die Kochguru-Person einen Euro ab und kann so bis zu 1000 Euro verdienen, ohne selbst einen Finger zu krümmen. Nach Ablauf eines Monats darf die Kochschule es Abgabenfrei anwenden, wann immer sie möchte. Jede Woche können solche Testessen bzw. Testkochstunden stattfinden. So findet ein intensiver Austausch statt zwischen den Bürgern und der Kochschule, und das Know-how für traditionellen Gerichte (oder Backwaren) aus aller Welt geht den Gourmet-Köchen nie aus. Ein weiterer Magnet für alle Bürger und Touristen in Frankfurt.

Katarzyna Bialasiewicz
eclipse_images - istockphoto.com

Die Manufaktur- und Gourmet-Zeile kann gar nicht bunt genug werden: Auch exotische Handwerke können hinzugefügt werden

Neben den hier aufgezählten traditionellen Kunsthandwerken gibt es noch weitere Handwerke, die hinzugefügt werden könnten – denn die räumliche Kapazität ist auf dem Nordarm da: Die Manufakturzeile könnte erweitert werden um Zupfinstrumenten-Macher, also für Instrumente wie Gitarre, Harfe oder Zither; auch Geigenbauer und Bogenhersteller sind willkommen.

Eine weitere Richtung wären Wagner, auch Stellmacher genannt. Sie fertigen Fahrzeuge aus Holz, Metall oder Kunststoff. Da die Zahl der Kutschen oder Karren oder auch Schaustellwagen sinkt, schwindet auch die Zahl derer, die das noch beherrschen. Mit dem Wiederbeleben der Oldtimer Holzbahnen auf den Frankfurter Brücken entsteht allerdings eine ganz neue Form der Nachfrage, die dieses ehrwürdige alte Handwerk leicht modifiziert retten könnte.

Ein weiteres, eigentlich aussterbendes Handwerk kann durch die Frankfurter Brücken wieder neuen Aufschwung erhalten: die Buchbinderei. Das Lesehobby wird an bestimmten Plätzen gefördert, und zur Verfügung gestellt werden gebundene Bücher, keine Tablets mit e-books drauf. Hier dürfte ebenfalls aus dem Brückenkonzept heraus eine Nachfrage entstehen.

Und last but not least gibt es auch Kunsthandwerk aus Europa, das in Deutschland nicht oder nur phasenweise Tradition hatte: Seidenweberei, Alabastermeister, Wandteppich-Knüpfer oder auch ganz spezielle Dinge wie Heliogravur. Auch für sie wäre Platz da.

Wichtige Kooperationspartner der Manufaktur- und Gourmet-Zeile sind die Hochschule für Gestaltung in Offenbach sowie sämtliche Ausbildungsbetriebe für Traditionshandwerke in Deutschland

Produkte aus traditioneller Handwerkskunst können klassisch gestaltet, aber auch hochmodern und von coolem Design sein. Durch Kooperation mit Studenten und Dozenten der Hochschule für Gestaltung in Offenbach können die Handwerksbetriebe profitieren, indem sie für ihre Produkte Anregungen für gefragtes Design erhalten. Die Studenten der Hochschule können umgekehrt handwerkliche Fähigkeiten durch die Zusammenarbeit erwerben oder auch manche ihrer komplizierteren Ideen von den Handwerker-Kooperationspartnern überhaupt erst umsetzen lassen.

Für die Ausbildungsstätten aller aufgeführten Handwerke in Deutschland sind Kooperationen mit den Ausbildungsbetrieben auf der Frankfurter Manufaktur- und Gourmet-Zeilen ebenfalls extrem attraktiv, weil sie ihren Schülern ganz neue Zukunftsperspektiven bieten: Die Zeilen in Frankfurt gehen frühesten 10 Jahre nach Beschlussfassung des Brückenbaus in Betrieb. Für Schüler bzw. Auszubildende in diesem Zeitraum bedeutet das, dass sie später dort Arbeit finden könnten.

Zudem wird ihr Beruf aufgewertet, und es wird in der kaufkräftigen Rhein-Main-Region eine Kundschaft geschaffen für ihre Produkte, die zuvor nicht da war, weil es das Angebot in der Metropole Frankfurt gar nicht gab.

Die Ausbildungsstätten in ganz Deutschland dürften daher mit der Entstehung der Frankfurter Manufaktur- und Gourmet-Zeile einen signifikant höheren Zulauf an Auszubildenden haben als zuvor.

Die Manufaktur- und Gourmet-Zeile auf den Frankfurter Brücken bereichert die Erlebniswelt der Bürger, zieht Nachwuchskräfte für die Ausbildungsbetriebe auf den Brücken an und steigert die Wertschätzung für Qualitätsprodukte

Allenthalben wird beklagt, dass die Wertschätzung für das Besondere an Handwerksprodukten abhanden gekommen sei. Ein Grund ist der Wandel der Gesellschaft zur Wegwerfgesellschaft. Die Qualität und die Arbeit, die in einem handgemachten Produkt steckt, wird kaum erkannt und anerkannt, und entsprechend sind auch wenige Menschen bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen.

Mit der Manufaktur- und Gourmet-Zeile wird sich dies ändern: In einem solchen bunten Quartier mit meisterhaften und gut ausgestatteten Ausbildungsbetrieben sowie einer modernen Berufsschule erhält traditionelles Kunsthandwerk wieder Auftrieb. Die Frankfurter Brücken bzw. die von der Brückengesellschaft betriebenen Geschäfte und Gastronomie sind potentielle Abnehmer vor der Haustür. Und mitten im kaufkräftigen Frankfurt wird das Quartier mit seiner kreativen und abwechslungsreichen Lifestyle-Szene zu einem absatzstarken Motor für die Neupositionierung von Handwerksprodukten in Deutschland.

Im großen Maßstab ist die Fertigung per Hand im Gegensatz zur industriellen Produktion natürlich nicht mehr konkurrenzfähig. Der besondere Beitrag der Manufaktur- und Gourmet-Zeile besteht aber auch gar nicht darin, Massenproduktion andernorts zu ersetzen, sondern sie zielt darauf ab, dass bei den Menschen ein Bewusstsein für die Wertigkeit von Handwerk erweckt wird: durch die schönen Produkte, das Vorführen ihrer Entstehung (wenn Klassen oder Besuchergruppen zu bestimmten Zeiten den Handwerkern zuschauen dürfen) und auch durch die Möglichkeit, in Hobby-Pop-Ups, der Testkochstube und Reparatur-Cafés selbst aktiv zu werden. Auf diese Weise kann dem Trend zur Wegwerfgesellschaft aktiv entgegengewirkt und gleichzeitig die Vorliebe für qualitativ hochwertiges Essen und hochwertige Produkte gefördert werden.

Wenn man bedenkt, dass Universitäten mit Geldern in Milliardenhöhe unterstützt werden, das Handwerk hingegen viel geringere Mittel zur Förderung von Nachwuchs erhält, stellt die Manufaktur-und Gourmet-Zeile eine ausgezeichnete Investitionsmöglichkeit in diesen nicht-universitären Bildungszweig dar.

Fazit: Das Fördern alter Handwerkstraditionen auf den Brücken steigert die Wertschätzung für Qualitätsprodukte und Nachhaltigkeit

 

Die Manufaktur- Zeile auf den Frankfurter Brücken bereichert die Erlebniswelt der Bürger: Alte Handwerkstraditionen leben wieder auf, und die  Kooperation der Handwerksbetriebe mit Reparatur-Cafés helfen den Menschen bei der Abkehr von der reinen Wegwerf-Gesellschaft.

Hinzu kommt die Gourmet-Zeile, die eine Lebensmittel- und Speisekultur bietet, die dem modernen Gesundheitsbewusstsein gerecht wird, das die Nachteile rein industriell verarbeiteter Lebensmittel erkannt hat.

Nicht nur über die Einkaufsmöglichkeit gesunder und handgefertigter Produkte wird eine Verbindung zwischen der modernen Stadt Frankfurt und den Traditionshandwerken hergestellt; vielmehr führen Betriebsbesichtigungen  oder Kurse zu einer weiteren Verzahnung mit der Bevölkerung. Und neben reinen IT-getriebenen Büro-Berufen erhalten junge Menschen eine handwerkliche Berufsalternative mit attraktiver Zukunftsperspektive.