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Das Einkaufen der Zukunft ist ein informatives und bequemes Erlebnis

Auf den Frankfurter Brücken wird Einkaufen von der lästigen Alltagspflicht zum komfortablen Erlebnis: Im Geschäft erscheinen Produktinformationen per Scan-Code gut lesbar auf großen Bildschirmen, Preise werden beim Hineinlegen in den Einkaufswagen bereits gescannt, und für die Bezahlung wird der Wagen oder Korb einfach durch einen Scan-Tunnel geschoben. Weitergebildetes Personal kann die Kunden auf den Brücken in Ernährungsfragen oder zu Pflegeprodukten beraten. Der intelligente Einkaufswagen fährt autonom nach Hause und dort bei Bedarf mit dem Lastenaufzug direkt in die Küche. Nie wieder an der Kasse Schlange stehen, nie wieder schleppen, das ist das Ziel.

Inhalt: Modernes live-Einkaufen muss mehr bieten als heute: Umfassende Produktinformation und Beratung im Geschäft sowie einen autonomen Lieferservice nach Hause

Gesundheit fängt oft bei der Ernährung an, deswegen ist eines der Ziele auf den Brücken, den Konsumenten mehr Einblick in die Herkunft und Qualität des Essens zu geben als früher. Das kann einfach mit QR Code und Smartphone erfolgen.

Der Rest des Einkaufserlebnisses ist geprägt von Automatisierung und produktschonender Behandlung, bei maximalem Komfort für die Einkaufenden durch Lieferservice. So wird das Einkaufen in Geschäften ein bereicherndes Erlebnis.

Für alle Produkte werden umfassende Informationen bereitgestellt

Ein Scan-Code auf der Verpackung enthält zum einen den Preis des Produktes. Darüber hinaus enthält er aber auch alle sonstigen Informationen:

(1) Erweiterte Beschreibung der Inhaltsstoffe (gesetzlich notwendige Beschreibung ist ausgeschrieben auf der Verpackung drauf)

(2) Informationen zu Allergenen in dem Produkt

(3) Lebensmittelchemisch und ernährungsphysiologisch interessante Informationen zu dem Produkt

(4) Informationen zu korrekten Lagerbedingungen, die die Haltbarkeit verlängern

(5) Ggf. werbende Informationen, Rezepte, Zubereitungstipps u.ä.

(6) Davon getrennt und völlig anonymisiert, lässt sich über den Code nachvollziehen, wie lange eine Verpackung schon im Umlauf ist und wie viele Nutzungszyklen sie schon durchlaufen hat.

Abgerufen werden können die Inhalte, indem man den Scan-Code des Produktes an einen Scanner hält. Auf dem Handy erscheint die komplette Information, die auf dem Produkt selbst gar keinen Platz fände. Für Gemüse und Obst finden sich die Scan-Codes auf Sammelschalen, Sammelbeuteln oder auf dem Lebensmittel selbst.

carlo ratti - associati supermarket of the future

Optimale Verbraucherinformation geht allerdings über die reine Produktbeschreibung hinaus

Erweiterte Produktinformationen wie Allergene Inhaltsstoffe oder wertvolle Mineralien etc. sind über den Code ablesbar, der in die Verpackungsbehälter aus Edelstahl eingestanzt und bei den Glasbehältern eingelasert sind und beim Abfüllprozess jeweils entsprechend neu codiert werden.  Bei PE-Verpackungen werden diese wichtigen Produktinformationen über einen aufgedruckten Code vermittelt.

Alle darüber hinaus gehenden Informationen sind auf den Informationstafeln über den Produkten abrufbar: Nicht nur die Herkunft eines Produktes, sondern auch die Fair-Trade-Bedingungen, Landwirtschaftskooperativen, Transport- und Verarbeitungsketten können dort beschrieben werden.

Das Ziel ist es, für Verbraucher maximale Transparenz zu schaffen, so dass bewusst nachhaltiges Einkaufen unterstützt wird und besonders umweltfreundlich und fair produzierende Firmen ggf. ihre höheren Preise rechtfertigen können.

Stiftung Altes Neuland Frankfurt
Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Keine Wartezeit an der Kasse

Auf den Brücken kommen intelligente Einkaufswagen zum Einsatz, wie sie heute bereits im Handel erprobt werden: In dem Moment, wenn ein Produkt aus dem Regal in den Wagen (oder Korb) gelegt wird, wird es gescannt. Integrierte Waagen in den Einkaufswagen sowie Alarmsysteme an den Regalen verhindern, dass das Scan-System umgangen wird. Sie registrieren, wenn sich ein ungescannter Artikel im Wagen befindet oder von seinem Regalplatz ungescannt entfernt wird, und weisen darauf hin, den Artikel zu scannen.

Damit entfallen lange Warteschlangen an den Kassen; die Kunden brauchen am Ende nur noch die Summe ihrer Einkäufe durch einen Prüf-Scanner (ähnlich einer Schranke) zu schieben und am Kassenautomat zu zahlen: entweder kontaktlos über ihre Brücken- EC- oder Kreditkarte oder auch in bar über einen Automaten.

Durch das smarte Einkaufssystem wird zudem das Supermarkt- und Drogeriepersonal von der Arbeit an der Kasse entlastet. Die freigewordenen Kapazitäten können nun anderweitig genutzt werden: Die Angestellten können geschult werden, um Kunden zu Ernährungsfragen oder Pflegeprodukten zu beraten.

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Ein weiteres Ziel auf den Brücken: Einkaufen mit Komfort und Flexibilität

Auf den Frankfurter Brücken gibt es Lieferservice für Supermarkt-Einkäufe. So braucht niemand mit schweren Einkaufstüten beladen nach Hause zu laufen. Gerade in einer alternden Gesellschaft ein wichtiger Aspekt, um die Autonomie der Menschen lange zu erhalten.

Der Lieferservice erhöht zudem die Flexibilität im Alltag: Entscheidet man sich unterwegs spontan, dass man etwas benötigt, muss man die gekauften Produkte nicht mit sich herumtragen, sondern man die Lieferung nachhause senden, mit genauen Lieferzeiten.

Ein ähnliches Konzept gibt es bereits in Südkorea an einigen U-Bahn-Stationen: Dort kann man mit dem Handy alles scannen, was man kaufen möchte. Während man anschließend mit der U-Bahn weiterfährt, wird die Lieferung in einem Lager zusammengestellt und zum gewünschten Zeitpunkt gebracht.

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Tesco - PLC

Der ganz besondere „Lieferservice“: Auf den Brücken kann man den persönlich im Supermarkt zusammengestellten Einkaufswagen direkt nach Hause schicken – während man selbst seiner Wege geht

Wenn man online einkauft oder Produkte hinter Scheiben einscannt, entfällt der Auswahlprozess, der vor allem bei Obst und Gemüse, aber auch zum Beispiel bei abgepacktem Fleisch relevant ist, wenn man präferierte Stücke aussucht.

Auf den Brücken kann man sich seine Einkäufe im Wagen persönlich zusammensuchen, und sobald der Bezahlprozess an der Prüf-Schranke erfolgt ist, kann man die Waren in größeren Supermärkten von einem Hebesystem in eine verschließbare Lieferbox auf Rollen heben lassen, die den Einkauf nachhause fährt – in kleineren Supermärkten hingegen kann man in den Einkaufswagen zu Beginn Korbeinsätze legen, die sich danach auch gefüllt relativ leicht herausheben und in die Lieferbox setzen lassen.

Die Lieferbox fährt sodann autonom nachhause.

Für Großeinkäufe der Zukunft müssen Einkaufswagen für den schonenden Umgang mit Mehrweg-Verpackungen aus Glas konstruiert werden

Kann man extrem flexibel zwischendurch einkaufen gehen, ohne sich um den Transport des Einkaufs nachhause kümmern zu müssen, dann sind Wochen-Großeinkäufe auch nicht mehr so häufig notwendig. Deshalb sind die Einkaufswagen in den Supermärkten der Frankfurter Brücken etwas flacher geplant als in den heutigen Supermärkten, was schonender für die in (robustem aber dennoch zerbrechbarem) Glas verpackten Produkte ist.

Bei größeren Supermärkten der Zukunft sollte der Kunde zwischen zwei Größen wählen können: einem flachen Wagen wie oben beschrieben, oder einem großen Wagen mit der herkömmlichen Tiefe, der mit einem Sondermechanismus auszustatten ist: Die Einkaufsfläche des Wagens ist dort auf Federn gelagert. Je mehr Waren man in den Wagen legt, umso tiefer sinkt die Einkaufsfläche und gibt Raum für mehr Einkäufe frei.

Der Grund für diese Konstruktion: So wird verhindert, dass die Kunden die Mehrwegbehälter aus Glas aus zu großer Höhe in den Einkaufswagen fallen lassen. Denn auch wenn bruchsicheres Glas verwendet wird, sollte alles daran gesetzt werden, die Lebensdauer dieser Mehrwegbehälter zu verlängern.

Die autonom fahrende Lieferkiste auf den Brücken wartet zuhause auf ihre Besitzer

Sobald die Lieferkiste gefüllt, zugeklappt und verschlossen ist, kann man in der Brückeneinkaufs-App die Informationen eingeben, wann man sie wohin geliefert haben möchte. Durch den Scan mit der Brückeneinkaufs-App ist die Lieferkiste gegen Diebstahl gesichert: Nur wer den Scan-Code für den Einkauf hat, kann die Lieferkiste bei Ankunft am eigenen Haus mitnehmen oder öffnen.

 

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Die Lieferboxen fahren entweder direkt auf den kleinen Paletten nachhause, oder aber fahren noch im Supermarkt in einen Kühlbereich, bevor sie sich –manchmal erst Stunden später–  auf den Weg machen. Diese Funktion ist insbesondere bei extremen Wettertemperaturen hilfreich: Die Einkäufe müssen nicht durch die Mittagshitze nachhause rollen, wenn man selbst erst Stunden später heimkommt.

Auf den Brücken wäre eine verfrühte Ankunft zuhause auch bei Hitze oder Gefriertemperaturen nicht problematisch, da es vor den Häusern Paketboxen mit Kühlfunktion gibt, in die die Paletten hineinfahren. Will man das System jedoch in bestehenden Straßenzügen der Stadt anwenden, deren Häuser straßenbündig ohne Vorgarten gebaut sind, gibt es dort keine Paketboxen, wo die Paletten auf ihren Besitzer warten könnten. 

Lieferroboter fahren autonom zum Zielort

Der Lieferservice kostet 1€, Rentner, Schüler und Schülerinnen und Studierende zahlen 50 Cent. Auf den Frankfurter Brücken kann man sich seinen Einkauf allerdings erst ab einem Gewicht von fünf Kilogramm nach Hause bringen lassen.

Der obere Teil aus dem Einkaufswagen wird zunächst wie beschrieben auf eine kleine, fahrbare Palette – oder besser gesagt auf einen autonom fahrenden Lieferroboter – gehoben.

Die Kunden brauchen nur ihre Brückenkarte vom Lieferroboter scannen zu lassen und den gewünschten Lieferzeitpunkt anzugeben – und schon weiß dieser, wann und wohin er den Einkauf liefern soll.

Die Lieferroboter fahren dabei im Schritttempo auf den Gehwegen. Sie sind mit circa 45 Zentimeter relativ schmal und lassen genügend Platz für Fußgänger. Durch Sensoren erkennen sie, ob sich Fußgänger oder Hindernisse im Weg befinden und weichen aus.

Lieferroboter auf den Straßen sind nichts neues, denn es gibt zahlreiche experimentelle Projekte dazu.

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Die Kühlkette wird eingehalten

Durch die Möglichkeit des Bringdienstes kann man unterwegs einkaufen und die Ware wird nach Hause geliefert, während man selbst sich woanders hinbegibt.

Sie ist dann schon da, bis man selbst wieder daheim ist – oder kommt dann erst angefahren: Um Kühlleistung in den Warteboxen zu minimieren, kann man nach Einkauf seinen Heimfahr-Paletten auch eine Uhrzeit mitgeben, zu der man auf jeden Fall schon wieder zuhause sein wird. Die Paletten warten dann in Kühlräumen des Supermarktes, bis sie logistisch optimal in den Gänsemarsch der Einkaufspaletten auf den Wegen der Frankfurter Brücken eingeschleust werden können.

Ist die Lagerfläche des Supermarktes voll, so dass die Lieferroboter früher als gebucht auf den Weg geschickt werden müssen, fahren sie nach Hause, um dort in Paketboxen zu warten. Diese öffnen sich nur für den Roboter aufgrund eines Signals und schalten bei seiner Ankunft ebenfalls je nach Außentemperatur eine Kühlung an. 

Garten-Q

Lastenaufzüge für die Einkäufe: der Komfort der Zukunft

Um die neue Verpackungswelt optimal zu nutzen, haben mehrgeschossige Gebäude auf den Frankfurter Brücken alle kleine Lastenaufzüge von maximal 80cmx80cm Stellfläche, die entweder zum Treppenhaus-Podest der Etagen führen oder direkt in der Küche münden.

Die Verpackungswelt der Frankfurter Brücken soll jedoch auch den Anwohnern zugute kommen – und die meisten Häuser entlang der Brücken haben derzeit keinen Aufzug, schon gar nicht für kleinere Lasten.

Der nachträgliche Anbau eines solchen Aufzuges ist allerdings auch dort in vielen Fällen grundsätzlich möglich: Es stellt sich lediglich die Frage der architektonischen Integration in eine Gebäudefassade, gegebenenfalls zu beachtende Abstandsregelungen zu Nachbargebäuden oder aber auch die Isolation der Kältebrücken, die an den Eintrittspunkten entstehen.

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Sind so viele kleine selbstfahrenden Paletten und Einkaufswagen mit Elektronik etc. nachhaltig?

Während „self-controlled“ Häuser manchen Menschen gruselig vorkommen, wird man sich an self-controlled und automatisierte Liefersysteme -gerade im Zeitalter des Onlineshoppings-  zumindest in der städtischen Infrastruktur vermutlich schneller gewöhnen.

Denn es ist nicht nur eine große Erleichterung für den Einzelnen -für die Mutter mit drei kleinen Kindern oder für den eingeschränkt mobilen Rentner etc.-, sondern es ist für die Gesellschaft ebenfalls nachhaltig, da viele Lebensmitteleinkäufe per Auto entfallen.

Der Vorteil gegenüber einem Online-Kauf von Supermarkt- und Drogerieartikeln ist, dass das Kauferlebnis hier nicht verloren geht:  Man kann sich Ware selbst aussuchen, was zum Beispiel bei Obst und Gemüse eine Rolle spielen kann, oder man kann sich beim Vorbeischlendern an Regalen inspirieren lassen, zum Beispiel von der Shampoo-Auswahl. Denn live im Geschäft sieht man alles anschaulich im Überblick nebeneinander im Regal -  beim Online-Handel hingegen ist dies meist nicht der Fall - man kann sich zwar bis zu einem gewissen Grad durch Angebote durchklicken, aber man muss bereits relativ genau wissen, was man sucht, weil man ja nicht jedes Produkt aufrufen kann.

Fazit: Einkaufen auf den Brücken bewahrt die wertvollen Aspekte des Live-Shoppings und ist gleichzeitig sehr bequem

Einkaufen gehen ist ein kultureller Bestandteil unseres Alltags und vor allem für ältere Menschen häufig der einzig regelmäßige Anlass, rauszugehen und etwas zu erledigen.

Durch die Einkaufswelt der Zukunft rücken die wertvollen Aspekte in den Vordergrund, wie z.B. die Beschäftigung mit der Lebensmittelauswahl,  bewusste Auseinandersetzung mit den Produkten oder auch Gespräche mit den Verkäufern – alles Erlebnisse, die das Online-Shopping in dieser Form nicht bietet.

Gleichzeitig entfallen die mühsamen Aspekte, wie Schlange stehen an der Kasse oder alles nach Hause schleppen zu müssen. Dabei sind die hier beschriebenen einzelnen Elemente des „Einkaufens in der Zukunft“  keineswegs utopisch, sondern werden alle bereits heute vom Handel ausprobiert.