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Naturschutz und Artenvielfalt: Die Brücken als Trittsteinbiotope

Vögel, Bienen, Schmetterlinge und andere Tiere können auf all den neuen Brücken-Grünflächen mehr Nahrung finden, und an der Brücke wird baulich ebenfalls für sie vorgesorgt – eine modellhafte Forschungsfläche für baulichen Artenschutz. Zudem gibt es auf den Frankfurter Brücken naturbelassene Wildwiesen, in denen auch gefährdete Arten sich ungestört entfalten können. Die Frankfurter Brücken sind damit nicht nur eine grüne Lunge durch die Stadt, sondern dienen als Trittsteinbiotop für zuvor durch Straßen und Stadt getrennte Arten, die nun wieder zueinander kommen und sich paaren können.

Die Themenseite STADTGRÜN & NATUR können Sie hier als PDF-Präsentation vollständig herunterladen - Präsentation Stadtgrün

Inhalt: Das Netz der Brücken bietet mit seinen vielfältigen Grünflächen neue Lebensräume und eine Trittsteinbiotop-Struktur

 

Bereits beim Bau der Brücken werden Nist-, Brut- und Aufenthaltsplätze für Tiere und Insekten auf den Brücken geschaffen; und der Aushub, der bei dem Bauvorhaben anfällt, wird direkt zur Schaffung von Naturschutzhügeln genutzt.

So werden im Zuge eines großen Bauvorhabens gleichzeitig für die Frankfurter Tier- und Pflanzenwelt neue Lebensräume geschaffen.

Es entstehen darüber hinaus Trittsteinbiotope: Vögel, Schmetterlinge, kleinere Säugetiere aber auch Fledermäuse können mithilfe der grünen Brücken über graue Straßen hinweg gelangen.

Auf den Brücken werden rund 1 Millionen Quadratmeter Grünfläche geschaffen – davon 400.000 Quadratmeter spezielle Schutzflächen für Flora und Fauna

Auf den Frankfurter Brücken befinden sich die Wildwiesen hinter den Fahrbahnen der autonomen Fahrzeuge - also in einem Areal, zu dem Menschen keinen Zugang haben. Sie werden bewusst etwas abseits angelegt, damit sich die Tier- und Pflanzenwelt dort ungestört entwickeln kann.

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Entsprechend fungieren die Brücken in weiten Teilen als Ökosystem mitten in der Stadt

Es gibt das „normale“ Stadtgrün und es gibt Wildwiesenbereiche: Bei dem normalen Stadtgrün wird bereits auf eine ausgewogene, tier- und insektenfreundliche Auswahl geachtet. Für die Ernährung hochwertiger Pflanzen, werden Pflanzen mit gefüllten Blüten vorgezogen, Pflanzen mit Bedarf an Moorbeeterde werden vermieden, und auch eher wild anmutende Pflanzen, die Brut- und Nahrungsmöglichkeiten bieten, finden sich auf den Schmuckbeeten.

Die Wildwiesenbereiche haben darüber hinaus gezielt eine fast naturbelassene Flora, in der sich die Artenvielfalt ungestört entwickeln kann, da die Bereiche für Publikumsverkehr komplett unzugänglich sind.

Wie funktionieren Wildwiesen?

Wildblumenwiesen werden auf den Brücken zu bestimmten Zeitpunkten einmal im Sommer nach der Samenreife und einmal im Herbst -am besten manuell- gekürzt.  Denn echte Wildblumen und Wiesengräser sind selbstaussäend: Die Wiese wird, richtig behandelt, von Jahr zu Jahr schöner.

So entsteht ein Kreislauf: Die Pflanzen wachsen, blühen und tragen Früchte, und sobald sie vertrocknen und sich zersetzen, dienen sie den im nächsten Jahr kommenden Pflanzen als Humus.

Zusätzliche Dünger werden so komplett verzichtbar. Ähnlich sparsam ist man bei der Bewässerung von Wildwiesen: Gegossen wird wirklich nur in extremen Trockenphasen.

So können Wildwiesen überhaupt erst entstehen: Denn sobald man großzügig bewässert und düngt, setzen sich Pflanzen mit einem hohen Wasser- und Nährstoffbedarf durch und verdrängen andere (häufig gefährdete) Pflanzenarten, die bescheidener sind.

Für die Tierwelt und insbesondere für Insekten sind (fast) naturbelassene Wildwiesen ein wertvolles Biotop.

Johannes von Schmettow jun.
Johannes von Schmettow jun.
Johannes von Schmettow jun.
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Auch wenn naturbelassenes Gestrüpp oder Insektenhotels auf den Wildwiesen bisweilen etwas unansehnlich sind, fördert man auf diese Weise die Artenvielfalt

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Mithilfe der Brücken entstehen auch im Frankfurter Umland neue Ökosysteme: der Erdaushub, der durch den Bau der Brückensäulen anfällt, wird vor Ort recycelt und in der Nähe als „Bio-Hügel“ wieder aufgeschüttet

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Auf diese Weise werden lange Wege für den Abtransport von Bauaushub vermieden, und durch die Aufschüttung im Frankfurter Umland entstehen hochwertige Biotope – getreu dem Umweltverträglichkeitsprinzip, dass den Frankfurter Brücken zugrunde liegt.

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Die Säulen der Brücke haben eine Grundfläche von einem Quadratmeter und gehen 20 Meter in die Tiefe. Bei circa 15.000 Säulen entstehen so 300.000 Kubikmeter Erdaushub

Das Konzept sollte bei allen Infrastrukturprojekten Anwendung finden, da es in zweierlei Hinsicht nachhaltig ist

Verringerung von Transportstrecken führt bei solchen immensen Mengen an Erdaushub zu signifikanten CO2-Einsparungen. Gleichzeitig entstehen stadtnah wertvolle geschützte Ökosysteme.

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Durch die Aufschüttungen entstehen strukturreiche Lebensräume, und die Natur wird weitestgehend sich selbst überlassen

Die Hügel werden so gestaltet, dass sie für Vögel, Amphibien, Heuschrecken, Fledermäuse Schmetterlinge, Käfer, alle weiteren Insekten, Pilze und einige Säugetiere einen wertvollen Lebensraum darstellen. Auf dem Gipfel des Hügels wird ein dauerhaftes Stillgewässer angelegt, das aus Regenwasser gespeist wird.

An den Seiten befinden sich kleinere Mulden und Tümpel, die sich bei Regenereignissen und kontrolliertem Überlauf des Stillgewässers füllen. Das Wasser kann so verzögert versickern, Erosionsereignisse werden verhindert und das Grundwasser wird angereichert. Ein geeignetes Monitoring dokumentiert die Entwicklung dieser Maßnahme und liefert ggf. naturschutzfachliche Handlungsanweisungen, die einen dauerhaften Erfolg gewährleisten.

Mit Tonschichten können auf dem Hügel verteilt seichte abgedichtete Mulden Regenwasser sammeln

Aushub in Frankfurt fördert in der Regel auch größere Mengen des Frankfurter Ton zutage. Dieser eignet sich gut dazu, besonders wertvolle Feuchtbiotope auf den aufgeschütteten Hügeln entstehen zu lassen.

Lucas - komoot.de
Fauerbach - wetterauer-zeitung.de

Auch unmittelbar am Brückenkorpus werden artenschutzfördernde Maßnahmen direkt beim Bau integriert

Auch hierin sollen die Frankfurter Brücken als Vorbild für die Infrastruktur-Projekte der Zukunft dienen: Eine bauliche Förderung der Biodiversität sollte entsprechend von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Planung sein.

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Die Brücken sind baulich für gefährdete Arten als schützende Zuflucht ausgelegt

Mit diversen Nistkästen oder Einbausteinen an und im Brückenkörper im gesamten Streckenverlauf können zahllose Quartiere für Mauersegler, Fledermäuse, diverse Schwalben- und weitere Frankfurter Vogelarten geschaffen werden. Die Grünflächen an der Brücke liefern zudem eine  artgerechte  Nahrungs- und Nistgrundlage.

Artendiversität wird auf allen Grünflächen der Brücken auf vielfältige Weise gefördert

Öffentliche Grünflächen auf den Brücken werden ebenso wie Gärten der Brückenbewohner von Anfang an so angelegt, dass sie die Artenvielfalt der Frankfurter Pflanzen- und Tierwelt fördern.

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Auch wenn es auf den ersten Blick für den Laien nicht ersichtlich ist, ist ein Großteil der eine Million Quadratmeter Grünflächen auf den Frankfurter Brücken ökologisch wertvoll ausgestaltet: Auch bei Prachtbeeten werden Pflanzen mit ungefüllten statt gefüllten Blüten gepflanzt, strukturreiche Nährgehölze werden solitär stehenden Ziergehölzen vorgezogen etc. Aber nicht nur ökologisch hochwertige Pflanzen sondern auch artenfördernde Elemente wie Nistkästen, Holzhaufen, Wassertränken etc. werden in die Brücken-Grünflächen integriert.

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1 Dornige Sträucher als Habitat für Vögel und Nahrungsgrundlage für die gesamte Fauna

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2 Einbausteine in der Fassade als Quartier für Fledermäuse

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3 Temporäre Wasserlache - Trinkwasserquelle für Tiere und Lebensraum für Insekten und Amphibien

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4 Dicht bewachsene Bereiche als Lebensraum für sensible Tierarten

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5 Sandige Fläche für Sandbäder von Vögeln oder zum Aufwärmen für Reptilien

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6 Diverse Arten von Nistkästen, um der Frankfurter Vogelwelt Niststätten zu bieten

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7 Bauliche Quartiere als Rückzugsort, Fortpflanzungs- und Ruhestätte für kleinere Säugetiere

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8 Bodennahe Wassertränke für Vögel, Insekten aber auch kleine Säugetiere inklusive offenen Erdboden

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9 Vogeltränke und Futterstelle zum Schutz vor Fressfeiden erhöht

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10 Holzhaufen als Lebensraum für boden-lebende Insekten und Schutzraum für kleine Säugetiere

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11 Trockenmauer für wärmeliebende Arten wie Reptilien – Überwinterungs- stätte für kleinere Lebewesen

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12 Dauerhafte Wasserfläche mit felsiger Umgebung bietet Lebensraum und Nahrungsquelle für diverse Tiere

Durch das grüne Brückennetz können Tiere sich nun wieder mit Artgenossen paaren, von denen sie zuvor durch Beton und Asphalt abgeschnitten waren: Die Frankfurter Brücken fungieren somit auch als Trittsteinbiotope

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Tiere und Pflanzen können mithilfe der Brücken ihre Lebensräume ausweiten

Die Brücken dienen als sogenannte „Trittsteinbiotope“, d.h. sie verbinden Grünflächen der Stadt miteinander: Populationen können so die neuen grünen Schneisen durch die Stadt nutzen, um sich wieder verstärkt mit ihren Artgenossen zu vermehren.

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Stadt Frankfurt am Main - ABSK

Die Brücken werden so zu einem festen Bestandteil des Frankfurter Arten- und Biotopschutzkonzepts (ABSK)

Durch die Brücken können im ABSK als wertvoll eingestufte natürliche Lebensräume miteinander verbunden werden.

Es wird im Detail geprüft, durch welche Zielräume des ABSK die Brücke verläuft - Danach wird das Zielkonzept sowohl auf als auch im näheren Umfeld der Brücke betrachtet und mit entsprechenden Maßnahmen umgesetzt.

Stadt Frankfurt am Main - ABSK

Fazit: Durch die Frankfurter Brücken wird ein intaktes städtisches Ökosystem geschaffen

 

Die Frankfurter Brücken sind ein Großbauwerk, das bei der Planung bereits Artenschutzmaßnahmen (bauwerksverträglich) integriert. Damit sind die Frankfurter Brücken ein Vorbild für zukünftige Infrastrukturprojekte in Deutschland – aber auch weltweit.

 

Außerdem werden geschützte Bereiche geschaffen, in denen sich Tiere, Insekten und Pflanzen ungestört vom Menschen entfalten und fortpflanzen können.

 

Mit den vielfältigen Grünflächen der Frankfurter Brücken entstehen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere, die auch als Trittsteinbiotope fungieren. Zudem wird dadurch das Artenschutzziel der Stadt Frankfurt maßgeblich unterstützt.