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Ein innovatives System stellt den Pfandkreislauf für Mehrwegverpackungen sicher und die CO2-neutrale Entsorgung für den Restmüll

In den Wohnungen auf den Frankfurter Brücken werden leere PE-Kunststoffpackungen mit ihrer nachhaltigen Entsorgungsmöglichkeit genau wie leere Mehrweggebinde in Designer-Behältern, den sogenannten „Renomaten“, gesammelt. Für diese gibt es wie bei den restlichen Brücken-Mülltonnen ein Abholsystem, das weitestgehend autonom funktioniert. Bei den Mehrwegverpackungen erfolgt ein desinfizierender Vorreinigungsprozess beim städtischen Entsorger und  von dort die Rücklieferung an die Produkthersteller. Im Rahmen eines Pfandsystems wird die sorgfältige Behandlung der Mehrwegverpackungen sichergestellt.

Inhalt: Benutzte Verpackungen werden platzsparend gesammelt und zentral gesteuert abtransportiert – sie gelangen entweder in den Mehrwegzyklus oder werden ohne CO2-Ausstoß in die Atmosphäre verbrannt

Mehrweg- und PE-Verpackungen können nach Gebrauch in speziellen Sammelbehältern gesammelt werden, die zu jeder Wohnungsausstattung auf den Brücken dazugehören und sich unauffällig und ästhetisch ansprechend wie Möbelstücke in Küche und Flur integrieren lassen.

Die Einsätze in diesen Sammelbehältern werden durch ein intelligentes Abholsystem zu Entleerungs- und Sortierstellen transportiert. Von dort aus gelangen die Mehrwegverpackungen vorgereinigt zu den jeweiligen Produzenten, die sie wieder befüllen.

PE-Verpackungen werden so verbrannt, dass das dabei entstehende CO2 abgefangen und für industrielle Zwecke weiterverarbeitet werden kann.

Der „Renomat“ - die Lösung für die Rückführung der Mehrwegbehälter in den Kreislauf

Leere Mehrwegbehälter aus Glas und Edelstahl haben aus Verbrauchersicht einen Nachteil: Sie lassen sich nicht platzsparend zusammenfalten. Wohin also mit ihnen, wenn der Inhalt aufgebraucht ist? Für riesige Pfandbehälterlager hinter Küchentüren, in Regalen und unter der Spüle haben die wenigsten Platz.

Das nächste Problem im Alltag: Beim nächsten Einkauf hat man die Pfandbehälter zuhause vergessen. Damit dies nicht passiert, wird bei dem Bau der Häuser auf den Frankfurter Brücken der Wiederverwendungszyklus der Mehrwegbehälter miteingeplant.

Für jeden Haushalt auf den Brücken gibt es entsprechend beim Einzug zwei ästhetisch zur Wohnungseinrichtung passende „Renomaten“ - das Kunstwort „Renomat“ steht für Renaissance- oder Reuse-Automat. 

Renomaten sind als Designer Möbel getarnte Sammeleimer. In den Mülleimern werden zum einen die Pfandbehälter bzw. Mehrwegverpackungen gesammelt und zum anderen die Kunststoffe entsorgt, die mit rückstandsfreier CO2-Filterung verbrannt werden. Beides darf nicht mit Altpapier, Biomüll oder Restmüll vermischt werden.

Die Design Sammelbehälter gibt es in allen möglichen Varianten

„Mülleimer“ stören dann nicht, wenn sie nicht wie solche aussehen. Die Renomaten haben den look & feel eines Möbelstücks – ganz nach persönlichem Geschmack kann man sich den für seine Wohnung passenden Renomat aussuchen.

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Der Renomat darf nicht im Weg stehen und zu viel Platz wegnehmen

Zusätzliche Möbelstücke in der Küche können nicht nur durch ihr Aussehen stören, sondern auch, weil sie Platz wegnehmen. Deshalb kann ein Renomat zusätzlich zu seiner Funktion als Aufbewahrungsbehälter auch als Hocker oder Ablage genutzt werden; dazu gibt es ihn in zwei unterschiedlichen Höhen: 50cm hoch zum Sitzen und 70cm hoch als Sideboard. Entsprechend sind die Renomaten stabil gebaut und stehen auf feststellbaren Rollen: Solange man ihn in der Küche mit Mehrwegverpackungen und anderen nachhaltigen Verpackungen füllt, kann man die Rollen arretieren; und wenn man ihn in der Küche nicht braucht, weil er voll ist, löst man die Rollensperre und schiebt ihn in den Flur, wo er wiederum als Sitz-oder Ablagemöbel dienen kann, bis sein mit Verpackungen gefüllter Einsatz herausgenommen und zu den Tonnen vor dem Haus getragen wird.

 

Der Renomat hat einen herausnehmbaren Einsatz, damit man das vergleichsweise schwere Möbelstück nicht hinaustragen muss.

Der Aufbau des Renomaten schont Glas-Mehrweg-Verpackungen durch Abfederung

Der Boden des Renomateneinsatzes ist auf Federn gelagert. Ist der Renomateneinsatz leer, so ist der Boden oben; stellt man nun Mehrwegbehälter hinein, so drückt das Gewicht den Boden nach unten. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Glaspfandbehälter aus zu großer Höhe in den Renomaten fallen.

Der Renomat schließt mit einem luftdichten Deckel ab, damit keine Gerüche entweichen können. Ist der Renomat voll, so kann man den Einsatz einfach nach draußen in ein Fachsystem neben den Mülltonnen bringen.

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Damit im Haushalt stets Platz für Mehrwegverpackungen und nachhaltige Kunststoffverpackungen ist, braucht man Reserve-Renomaten

Jeder Haushalt auf den Brücken - ebenso wie die direkten Anwohner an der Brücke -  erhält zu Beginn gemeinsam mit der Brückenkarte zwei Renomaten inklusive Einsätzen. Haushalte mit mehr als vier Haushaltsmitgliedern, erhalten 3 Renomaten. Während volle Einsätze aus der Wohnung gebracht werden, verbleibt der Renomat - als ein Möbelstück mit individuell ausgesuchtem Design - in der Wohnung.

Pro Einsatz, der in einem Renomaten ist, gibt es draußen bei den Tonnen ein leeres Gegenstück, das auf Austausch wartet, sodass es nicht dazu kommen dürfte, dass alle Einsätze voll sind und kein Platz mehr für leere Verpackungen ist.

 

Auf den Frankfurter Brücken sind sogar die Mülltonnen ansprechend gestaltet

Abfalltonnen auf den Brücken entsprechen in Größe und Form herkömmlichen Tonnen, mit dem Unterschied, dass sie deutlich ansprechender gestaltet sind und  -wo möglich- eingewachsen unter berankten Lauben stehen. Dort stehen auch die Fächer für den Austausch der Renomateneinsätze.

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Pro Haushalt haben zwei bis drei Renomateneinsätze Platz in speziell dafür vorgesehenen Fächern vor der Haustür

Da die Renomaten schlanker und kleiner sind als herkömmliche Mülltonnen, können in einem Fachsystem neben den Mülltonnen sechs Renomateneinsätze stehen.

Trägt man den mit leeren Mehrwegverpackungen gefüllten Renomateneinsatz nach draußen, kann man ihn an dem Fachsystem gegen einen sauberen eintauschen. Die Deckel für die Einsätze liegen in einem schmalen Fach darüber, so dass man den Einsatz mit leeren Verpackungen gegen Katzen oder andere Tiere schützt.

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Volle Renomateneinsätze werden von der Müllabfuhr regelmäßig gegen leere saubere Exemplare ausgetauscht – aber erst, wenn sie die entsprechende Füllung "melden"

Geleert werden die Renomateneinsätze nicht durch Auskippen in ein Müllfahrzeug. Volle Tonnen bzw. volle Renomateneinsätze werden durch die Müllabfuhr gegen leere ausgetauscht. Das schont die Mehrwegbehälter aus Glas und ist deutlich leiser. Das ist zudem wichtig, weil die Leerung in den Nachtstunden erfolgt, da die Fahrbahnen tagsüber vom autonom fahrenden Verkehr reibungslos genutzt werden müssen.

Volle Tonnen oder Einsätze werden nicht nur gegen leere, sondern vor allem auch gegen saubere Exemplare ausgetauscht: Denn leere Verpackungsbehälter werden vom Verbraucher direkt und ohne Mülltüte in den Einsatz gelegt, wodurch dieser regelmäßig verschmutzt wird. Alle Einsätze werden von der Brücken-Müllabfuhr gereinigt, sobald sie beim städtischen Entsorger entleert worden sind.

Die Renomateneinsätze werden nur ausgetauscht, wenn sie gefüllt sind. Dazu braucht es eine smarte Steuerung für die Brücken-Müllabfuhr: Eine integrierte Waage im Fachsystem bei den Mülltonnen erkennt volle Renomateneinsätze und meldet dies an die zentrale Koordinierungsstelle. So wird der Austausch geplant.

Der Austausch auf den Brücken erfolgt nachts leise und zentral gesteuert

Auf den Brücken rollen keine Müllmänner die Tonnen und Renomateneinsätze zu ihren Plätzen an den Häusern, sondern alle Behälter sitzen auf kleinen Paletten, die autonom fahren, das heißt zentral gesteuert werden.

Im Müllwagen stehen zu Beginn seiner Tour lauter leere Tonnen (bzw. Renomateneinsätze). Er fährt die Häusergruppen auf den Brücken nacheinander an; sobald er anhält, öffnet sich eine Schiebetür des Müllwagens, der Boden sinkt ab und eine Rampe fährt raus, so dass die Renomateneinsätze einer nach dem anderen aus dem Müllwagen hinausfahren können, hin zu ihren Austausch-Partnern an der Häusergruppe. Die Renomateneinsätze dort sind ebenfalls auf Paletten platziert.

Beim Austausch rollt zuerst die der volle Renomateneinsatz aus seinem Fach vor dem Haus heraus, und der leere Renomateneinsatz rollt hinein auf den leer gewordenen Platz und wird zum neuen Renomateneinsatz.

Der volle Renomateneinsatz fährt autonom zum Müllwagen, durch eine hintere Schiebetür hinein, und wenn das bei allen Renomateneinsätze der Häusergruppe erfolgt ist, schließt der Müllwagen seine Schiebetür und fährt weiter. 

Aufbau eines Renomatenfahrzeugs

Da die Renomateneinsätze relativ klein sind, kann in jedem Renomatenfahrzeug mit drei Ebenen gearbeitet werden: Wenn der Müllwagen losfährt, ist er mit leeren, sauberen Einsätzen gefüllt. Leere Einsätze werden im Laufe der Fahrt mit vollen ausgetauscht. Der Austausch verläuft anhand eines Nachrücksystems, bei dem volle Einsätze auf der einen Seite und leere Einsätze auf der anderen Seite über kleine Hebeplattformen nach oben oder unten transportiert werden (ähnlich der Aufzüge, die an automatisierten Regalsystemen angebracht werden).

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In einem Abholwagen mit 3 Ebenen mit je 12 qm Fläche können insgesamt 108 Einsätze (Breite x Länge 40x40cm) transportiert werden. Wenn 35.000 Brückenbewohner, die im Schnitt zu zweit wohnen, pro Woche 2 Einsätze gebrauchen, dann müssen wöchentlich 35.000 Einsätze ausgetauscht werden. Dies entspricht rund 280 Austauschfahrten, also 40 pro Nacht. Wenn jedes Auto pro Nacht 2 komplette Austauschfahrten schafft, dann werden 22 Abholwagen gebraucht, plus 1 falls ein anderer ausfällt.

Am Ende der Brückenarme kommen die Renomateneinsätze in LKWs, die sie zur städtischen Entsorgereinheit und Trennstelle bringen

Am Ende eines Brückenarms verlassen die vollen Renomaten das Brückenfahrzeug. Über einen Lastenaufzug fahren sie auf die Straße unter der Brücke, während von unten leere Renomaten auf die Brücke gebracht werden. Letztere werden zu den Brückenhäusern gebracht und stehen so den Bewohnern wieder zur Verfügung. Die vollen Renomaten werden in einem LKW zu dem städtischen Entsorger transportiert, wo sie geleert und vorgereinigt werden, um dann zu den jeweiligen Herstellern der Lebensmittel- oder Drogerieprodukte zurückzugelangen, wo sie nach deren entsprechenden Hygienevorschriften gereinigt und wieder befüllt werden.

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Von den Brücken heruntergebracht, erfolgt die Trennung, Weiterleitung oder Entsorgung der Verpackungen

Bei einer Einheit der städtischen Entsorger (FES in Frankfurt am Main), die speziell für den Renomatinhalt der Frankfurter Brücken ausgerichtet wird, werden die Abholfahrzeuge entleert. Die vollen Renomaten Sammelbehälter werden entleert - dabei wird darauf geachtet, dass die Pfandbehälter unversehrt bleiben. Die Renomaten Sammelbehälter werden separat gereinigt und zurück zu den Brücken transportiert.

Währenddessen werden die verschiedenen Mehrwegbehälter sortiert, vorgereinigt, mit UV-Strahlung desinfiziert und so für den Transport vorbereitet. Denn die finale Reinigung vor der Wiederbefüllung geschieht nicht bei der FES, sondern bei den Herstellern, die die Pfandbehälter auch wieder mit ihren jeweiligen Produkten füllen.

Alle PE Verpackungen werden von den Mehrwegbehältern getrennt und thermisch verwertet, also verbrannt. Da es sich nur noch um eine einzige Kunststoffsorte handelt, kann ein standardisierter CO2-Filterungsprozess etabliert werden. So kann das CO2 weiterverwendet werden – und wird nicht an die Atmosphäre abgegeben. Die Verbrennung kann bei den städtischen Entsorgungswerken stattfinden, wenn sich ein CO2-Abnehmer in unmittelbarer Nähe befindet oder aber zu Unternehmen transportiert, die CO2 verarbeiten, um erst dort verbrannt zu werden.

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Das normierte Mehrwegverpackungssystem der Frankfurter Brücken reduziert auch die Leerfahrtenquote

Der Anteil der Leerfahrten deutscher LKWs auf den Straßen beträgt knapp 40%, da nach Anlieferung von Waren zu Geschäften oder Lagern der Einzelhändler auf der Rückfahrt in mehr als der Hälfte der Fälle keine Güter zurücktransportiert werden.

Auf den Frankfurter Brücken sind die Mehrwegbehälter zwar vielfältig, aber letztendlich dennoch begrenzt in ihren Ausführungen: Viele Modelle können von unterschiedlichsten Produktherstellern zur Abfüllung bzw. Verpackung genutzt werden.

Das ermöglicht bei den Mehrwegbehältern der Brücke ein optimiertes Kreislaufsystem: Die LKWs der Unternehmen, die zuvor die Brückengeschäfte mit Waren beliefert haben, holen die für ihre Produkten passenden vorgereinigten Mehrwegbehälter für die Rückfahrt ab, was die aktuelle Leerfahrtenquote reduzieren würde.

Die Unternehmen kümmern sich dann darum, die Behälter industriell zu reinigen und neu zu befüllen. Das ganze Verpackungssystem begünstigt automatisch in erster Linie Hersteller aus der Region und sodann Hersteller aus Deutschland oder Europa.

 

 

Das Kreislaufsystem der Brücken deckt den gesamten Mehrwegzyklus und die nachhaltige Entsorgung der PE-Verpackungen komplett ab

Pfand wird nur bei rücksichtsvoller Behandlung zurückerstattet

Der Scan-Code auf den Verpackungen wird nicht nur für Produktinformation und Bezahlung genutzt, sondern er ist auch Teil eines Pfandsystems: Beim Einkauf wird der Code gescannt und das entsprechende Pfand von der Brückenkarte abgezogen. Sobald das Gefäß heil zurückgegeben wurde, wird das Pfand wieder auf der Brückenkarte verbucht.

Das Pfand pro Verpackung variiert zwischen 5 Cent und 30 Cent. Geschätzt wird, dass pro Person wöchentlich 30 Mehrwegverpackungen im Gebrauch sind, von denen rund ein Drittel mit länger haltbaren Produkten (z.B. Mehl oder Reis) für längere Zeit im Haushalt verbleiben, so dass nur 20 Mehrwegverpackungen permanent rotieren.

Damit Brückenbewohner und Brückenanwohner das System auf den Brücken im Gegensatz zu den Supermärkten im weiteren Stadtgebiet nicht als teurer empfinden, bekommen sie ein Start-Pfandguthaben auf ihrer Brückenkarte im Pfandgegenwert von 150 Euro.

Hintergrund der Bemessung ist, dass man davon ausgehen kann, dass jede Person ca. 20 Verpackungen pro Woche im Gebrauch hat. Würde sie über ca. 6 Monate hinweg keine Pfandverpackungen zurückgeben, sondern bei sich in der Wohnung behalten, so könnten sich theoretisch (26 Wochen x 20) 520 Mehrwegverpackungen dort ansammeln. Nimmt man einen durchschnittlichen Pfandwert von 30 Cent pro Verpackung an, dann könnte jemand für 156 Euro Verpackungen bei sich horten, bevor man gezwungen ist, sie in den Kreislauf zurückzugeben: Denn ist das Pfandguthaben aufgebraucht, muss man bei jedem Einkauf das echte Pfand für alle Mehrwegverpackungen zahlen. Hat man aber immer wieder das meiste unbeschädigt in den Kreislauf zurückgespeist, so füllt sich das Pfandguthaben stets wieder auf.

Alles, was über das €150 Startguthaben hinaus auf der Brückenkarte gebucht wird, kann man sich bar auszahlen lassen - nur den Anfangsbonus nicht – den kann man nur „verbrauchen“.

35.000 Brückenbewohner produzieren über 20.000 Tonnen Abfall pro Jahr – mit den Brückenbesuchern und Geschäften dürfte es fast das doppelte werden: Das Renomatensystem kann nur einen Tel davon bewältigen – für den Rest gibt es eine andere innovative Lösung: pneumatische Abfallentsorgungsröhren

Ein Großteil herkömmlicher Verpackung entfällt das Mehrwegsystem der Glas- und Metallbehältern sowie reinen PE-Verpackungen in den Renomaten. Es verbleiben jedoch bis zum landesweiten roll-out in ferner Zukunft weiterhin Kunststoffverpackungen von Produkten, die außerhalb der Brücken gekauft wurden, Papiermüll sowie Bio-Müll und Restmüll. Für diese vier Abfallkategorien soll ein System von pneumatischen Röhren zu Anwendung kommen, an das öffentliche Abfalleimer ebenso wie Abfallstationen auf den Brückengrundstücken angeschlossen werden. Diese Röhren saugen den Müll aus den Abfalleimern ab (wie bei einer Rohrpost) und transportieren ihn zu Containern, wo er verdichtet wird, so dass die gefüllten Container abtransportiert werden könne.

Um die vier Abfallarten (Restmüll, Fremd-Verpackungsmüll, Bio- und Papiermüll) getrennt zu entsorgen, benötigt man nicht mehrere separate Röhren, sondern Ventilklappen an den Fallrohren der Abfalleimer werden so gesteuert, dass über die ganzen Brücken hinweg punktuell immer für nur eine Abfallart das Ventil zum Hauptrohr hin aufgeht und der Müll weggesaugt wird

Mari Matic  & ARCS

Entsprechend kommt der Abfall an den Container-Auffangstationen, die sich hauptsächlich am Ostarm der Brücken in unmittelbarer Nähe der FES befinden, schubweise getrennt an, wird dort pro Container verdichtet, um zu den entsprechenden Verarbeitungsstätten der FES gebracht zu werden

Was wie Zukunftsmusik klingt, ist bereits in Skandinavien, den USA und vor allem in Asien Realität

Die zuerst in Skandinavien entwickelten pneumatischen Abfall-Sammel-Systeme kommen natürlich meist in Neubaugebieten zur Anwendung, da es schwierig ist, unter einer bestehenden dichten Bebauung ein Röhrensystem zu erschaffen. Schon in den 70er Jahren wurde in New York bei der Neubebauung von Roosevelt Island ein derartiges pneumatisches Abfallröhrensystem installiert.

Moderne Smart Cities wie Songdo bei Seoul beispielsweise planen Abfallentsorgung mithilfe pneumatischer Röhren bereits von Anfang an ein, um lästige Systeme mit Müllfahrzeugen in diesen (meist auto-arm geplanten) Neubaugebieten zu vermeiden.

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In New York wird aktuell eine pneumatische Abfallröhre geplant, unten an die NY Highline angehängt

Je nach Abschnitt und örtlicher Gegebenheit muss detailliert untersucht werden, wohin der Abfall transportiert werden und wo er in (Zwischen-) Behälter zur Abholung geleitet werden kann.

Caliper Architecture
Caliper Architecture

Die New Yorker Abschluss-Studie zu dem Vorhaben aus 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass mit diesem Abfallsystem fast die Hälfte aller Kosten (vor allem Energie- und Personalkosten) sowie signifikante Mengen an CO2 eingespart werden können

Die Einsparungen durch das Entfallen von Müllwagen, Personal und auch Minderung von Staus auf den Straßen leuchtet ein. Darüber hinaus ergibt sich allerdings noch ein besonderer Nachhaltigkeitseffekt durch ein getrenntes pneumatisches Rohr für Bioabfälle – seien es Gastronomie-Abfälle, Takeaway-Reste oder der Biomüll aus den Haushalten: Die Bioabfälle werden zu kleinen Biogasanlagen an den Enden der Brückenarme geleitet und dort energetisch verwertet. Der daraus entstehende Strom kann laut Berechnungen der New Yorker Studie den Energieaufwand für das pneumatische System und seine Steuerungseinheiten decken. Für die Frankfurter Brücken müsste entsprechend im Zuge der Vorplanung analysiert bzw. simuliert werden, in welcher Größenordnung sich dieser Effekt auch bei ihnen erzielen lassen kann.

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Auch für Papier bzw. Pappe müssen Sonderlösungen entwickelt werden

Auch auf den Frankfurter Brücken ist ein hohes Online-Shopping-Aufkommen zu erwarten und damit beträchtliche Mengen an Pappe- und Kartonabfällen. Sie von Personal auf den Brücken abtransportieren zu lassen, um sie dann mit Fahrstühlen auf die ebene Erde zu Papiercontainern zu transportieren, ist kosten- und energieintensiv. Auch in entsprechende Abfallbehälter des pneumatischen Röhrensystems können sie nicht so ohne weiteres entsorgt werden, da sie dort nicht reibungslos abgesaugt werden können, sondern sie müssen zuvor zerkleinert werden.

Hierfür werden in regelmäßigen Abständen auf den Brücken Zerkleinerer angebracht, die zu Hälfte im Substrat versenkt auch nicht sehr hoch sind und wenig Platz einnehmen: Die dort zerkleinerte Pappe kann sodann ebenfalls durch die pneumatische Hauptröhre zum Entsorger an den Enden der Brückenarme Transportiert werden.

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In zwei Punkten unterscheiden sich die pneumatischen Abfallröhren der Frankfurter Brücken allerdings von denen der Highline

(1) Sie werden nicht einfach sichtbar unter die Brücke gehängt, sondern ästhetisch ansprechend integriert und

(2) sie bedienen lediglich die Brücken: Benachbarte Gebäude werden nicht mit angeschlossen, da sie (anders als die NY-Highline) auch an den engsten Stellen zu viele Meter (mindestens 7m) von dem Brückenkorpus der Frankfurter Brücken entfernt sind.

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Fazit: Das innovative Kreislaufsystem erfolgt platzsparend, unauffällig, umweltfreundlich und beinhaltet ein umfassendes Pfandsystem

Schön gestaltete Renomaten, leise nächtliche Abholung auf fahrbaren Paletten und schonender Umgang mit Mehrwegverpackungen kennzeichnen das Kreislauf- und Pfandsystem der Frankfurter Brücken.

 

Das gesamte System ist sukzessive auf die Umgebung der Brücken und die Stadt übertragbar.

 

Im Prinzip können alle Bürger von Beginn an über das Pfandsystem bei den Mehrwegverpackungen mitmachen, müssen allerdings noch solange ihre Mehrwegverpackungen zurück in Brückengeschäfte bringen, bis das Brücken-Abholsystem eines Tages auch im erweiterten Stadtgebiet eingeführt wird.

 

Durch den ausgefeilten Verpackungskreislauf mit einem großen Anteil an Mehrwegverpackungen wird das Abfallsystem der Brücken so entlastet, dass die verbleibenden Abfallarten durch pneumatische Röhrensysteme entsorgt werden können.