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Die Frankfurter Brücken sind architektonisch vielfältig gestaltet und ausgeführt

Die Frankfurter Brücken werden passend zu den Straßen, die sie durchziehen, und gemäß der Straßenbreite unterschiedlich konzipiert: hochmodern oder mit traditionellem Kunsthandwerk. Einige Abschnitte bestehen aus Stahlfachwerk, andere wiederum aus rotem Mainsandstein oder auch auch aus hell gefärbtem Sichtbeton kombiniert mit moderner Kunst – alle erdenklichen Variationen sind vorgesehen. Entsprechend sind auch die großen Main-Flussbrücken auf der Strecke unterschiedlich ausgestaltet: Beide Main-Brücken werden kunsthandwerklich ausgeführt und zitieren alte deutsche bzw. europäische Brückenbauwerke. Die Brücke hingegen, die sich im Frankfurter Brückenverlauf über die Gleise hinter dem Hauptbahnhof spannt, wird hochmodern.

Die Themenseite GEBÄUDE & BRÜCKEN können Sie hier als PDF-Präsentation vollständig herunterladen - Präsentation Gebäude und Brücken 

Die Frankfurter Brücken werden je nach örtlicher Gegebenheit unterschiedlich konstruiert

 

Der Streckenverlauf für die Frankfurter Brücken ist sehr heterogen: An manchen Stellen sind die darunter liegenden Straßen nicht ganz so breit, so dass die Frankfurter Brücken relativ schlank oder   – beim Verlauf durch Wohngebiete –  auch gläsern gehalten werden müssen; an anderen Stellen wiederum sind die Straßen zwar vergleichsweise breit, werden jedoch bereits von Bahnbrücken überquert, so dass die Frankfurter Brücken über diese Querbrücken in größerer Höhe hinweg führen müssen.

 

Für jede dieser örtlichen Gegebenheiten muss eine entsprechend passende Brückenausführung konzipiert werden: An schmalen Stellen wird eine gläserne oder filigrane Brückenstruktur aus Fachwerkstahl anstatt eines breiten Brückenkorpus aus Beton gewählt; wo die Brücken hoch hinauf führen müssen, ist eine Talbrücken-ähnliche Bauweise  - zum Beispiel aus Naturstein gemauert – am sinnvollsten; oder aber sie schweben so hoch wie Gondeln über altem Baumbestand. Die unterschiedlichsten Formen und Materialien kommen zur Ausführung.

Die Frankfurter Brücken verlaufen in verschiedenster Umgebung: mal über den Fluss, mal über Gleise des Hauptbahnhofes oder S-Bahn-Brücken in der Stadt; und in einigen wenigen Fällen verlaufen sie auch streckenweise durch schmalere Straßen.

Für jede dieser Herausforderungen gilt es, eine eigene Lösung  zu finden.

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Brücke ist nicht gleich Brücke: Im Verlauf der Frankfurter Brücken kommen unterschiedlichste Konstruktionen zum Tragen – je nach Umgebung

Die Frankfurter Brücken haben anders als Flussbrücken keine großen Spannweiten, sondern müssen in erster Linie die Last der Quartiere, Pflanzen und Verkehrswege tragen. Entsprechend sind sie die meiste Zeit ihres Verlaufes aus Beton gebaut mit Stahlbewehrung. Sind die Straßen nicht vier- oder sechsspurig, sondern stellenweise enger, oder stehen die Brückenpfeiler auf schmalen Bürgersteigen und somit recht nah an der Häuserwand, dann werden die Frankfurter Brücken nicht aus Beton, sondern  aus Stahl gebaut mit Pfeilern, die sich von den Häuserwänden wegwenden.

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Wenn sich rechts und links der Brücken Wohngebäude befinden, sind besonders innovative Lösungen gefragt, um die Anwohner so wenig wie möglich durch die Brücken vor ihrem Fenster zu beeinträchtigen

Für besondere Situationen sind angepasste Speziallösungen vorgesehen: Die Brücken können hoch oben über Bäumen schweben, fast wie Gondeln, oder aber abschnittsweise mit einem fast durchgehend gläsernen Korpus ausgestattet werden

Google Earth / Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU
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Diese unterschiedlichen Bauweisen für eine zweite Ebene in der Stadt wurde bereits 1870 in New York angedacht, als die Stadt nach neuen Verkehrswegen suchte, die eine weitere Verkehrsebene durch die Straßenschluchten von Manhattan bieten könnten. 

Rufus Henry Gilbert - Never-built-New-York
Adam Cuerden - Wikipedia
gilbert-elevated-railway

Beim Verlauf der Frankfurter Brücken über den Main wird auf Stahl gesetzt - und bei Engpass-Abschnitten ebenfalls

Die meisten Brücken in Deutschland sind nach dem zweiten Weltkrieg aus Beton gebaut worden. Über die Hälfte davon ist heute, nach nur 50 oder 60 Jahren, sanierungsbedürftig, während Stahlbrücken aus dem 19. Jahrhundert immernoch brav ihren Dienst tun. Diese sind auch leichter zu reparieren, da man an die Konstruktion direkt herankommt, während bei Betonbrücken, wo die Stahlbewehrung unter dem Beton verborgen ist,  oft nicht ersichtlich ist, wie marode die Konstruktion vielleicht schon ist. 

Die Frankfurter Brücken verlaufen zweimal über den Main. In beiden Fällen ist eine Bauweise in Stahl vorgesehen.

Stahlbögen und Stahlrahmen mit Glaseinlagen bieten sich auch für die zwei Engpass-Abschnitte an, durch die die Frankfurter Brücken verlaufen: die Gartenstraße und die Höhenstraße, denn Stahlfachwerk ist filigran, lässt viel Licht durch und ist  - wenn es kunstvoll ausgestaltet ist -  ästhetisch sehr ansprechend.

Eine Renaissance des Stahlfachwerks wäre die nachhaltigste Lösung - fraglich ist nur, ob es heute noch Firmen gibt, die das bauen können

43 Alte Hamburger Elbbrücke - HHLA Hamburger Fotoarchiv
Robert Doisneau - Paris-les Halles Baltard - GAMMA RAPHO
 Cervin Robinson - Library of Congress, Prints & Photographs Division - Penn Station NY 1962
Rhett Redelings - flickr.com

Stahlfachwerk ist nicht nur im Brückenbau, sondern auch im Hallenbau das Mittel der Wahl

Bauten aus Stahlfachwerk können Jahrhunderte überdauern und sind zudem wunderschön: so wie die alten Markthallen in Paris (Les Halles), die (leider 1969 abgerissene) Pennsylvania-Station in New York oder auch der Eiffelturm  –  sie alle sind Beispiele für eine fast schon in Vergessenheit geratene Ingenieurskunst.

Frankfurt hat einige schöne Stahlfachwerk-Bauten: die Honsellbrücke und den Eisernen Steg ebenso wie die Halle des Frankfurter Hauptbahnhofs

Meinzahn - Can Stock Photo
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Frank Rumpenhorst - picture_alliance

Auch Bögen und Rosetten haben eine Funktion

Man findet häufig auffallend schöne gearbeitete Bögen oder Rosetten im Stahlfachwerk. Zwar haben diese keine tragende Funktion; aber sie dienen auch nicht einfach nur der Schönheit, sondern haben eine aussteifende Funktion: Damit wird die Gesamtkonstruktion nicht nur stabiler, sondern es verringert auch durch ein gleichmäßig verteiltes „Mehr“ an Masse die Schwingungen des Stahlkörpers.

St Pancreas Station - wordpress
Estação da Luz - São Paulo

Gerade in Bezug auf Stahlbau bzw. Stahlfachwerk, das in der Zeit der Industrialisierung seine Blüte hatte, gibt es glücklicher Weise noch zahlreiche Aufzeichnungen und Dokumentationen von Berechnungen, die in der Meisterakademie auf den Offenbacher Brücken ausgewertet und aufgearbeitet werden können

Ein Beispiel: Das Ardant-Stahlfachwerk

1839 erfand der Ingenieur Camille Polonceau den statisch wirksamen Polonceau-Binder. Allerdings weigerten sich Architekten lange Zeit, Eisenkonstruktionen in öffentlichen Gebäuden aus ästhetischen Gründen freizulegen. Trotzdem erkannten die Ingenieure die großen strukturellen Möglichkeiten von Eisendächern, was sie dazu veranlasste, mit gebogenen Dachstühlen zu experimentieren, um die an Industriebauten erinnernden Stabdachstühle zu vermeiden. Dennoch kennt heute jeder den Polonceau-Binder, während sein ästhetisches Gegenstück, der Ardant-Binder, nur wenigen bekannt ist.

Dieser gebogene Dachstuhl verwendet einen eingeschriebenen Bogen, der tangential an die Hauptsparren eines Giebeldachs anschließt, um die Steifigkeit der Dachkonstruktion zu erhöhen und störende Zugbänder zu vermeiden. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend schien diese Lösung mit ihrem hohen dekorativen Potenzial eine zufriedenstellende Antwort sowohl auf die ästhetischen als auch auf die strukturellen Probleme von eisernen Dachstühlen in öffentlichen Gebäuden zu bieten. In der Folge wurde sie vielfach in Schwimmbädern, Börsengebäuden, Schulen, Bahnsteigüberdachungen, Palästen, Einkaufszentren usw. eingesetzt. (https://onlinelibrary.wiley.com)

Der Ardant-Truss ist eine Dachstuhlkonstruktion, die aus einem tangential an den Hauptsparren und dem Giebelrahmen befestigten Zwickelbogen" besteht. Der Entwurf sollte eine ästhetisch ansprechende Alternative zum Poloceau-Fachwerk sein, einem konventionellen Fachwerk, das aufgrund seiner optimalen Fachwerkbinder beliebt ist, wegen seiner optimalen Nutzung der Elemente und der Minimierung von Material. Der Polonceau-Fachwerkbinder stützt sich auf einen horizontalen Zugstab, der das Dach überspannt, um den durch die Dachlasten verursachten horizontalen Schub auszugleichen.

Abbildung 14 zeigt das Prinzip, das von Vierendeel (belgischer Ingenieur 1852 bis 1940) verwendet wurde: einige pseudo gestrecke Fachwerksverbindungen (in blau) sowie die tatsächlichen geschwungenen Fachwerkselemente (in rot).

Stahlfachwerk für Engpässe: Die Frankfurter Brücken verlaufen die meiste Zeit über sehr breite vier- oder sechsspurige Straßen – aber es gibt auch Engpässe auf der Gesamtstrecke

Einer der beiden kritischsten Engpässe ist ein Abschnitt der Gartenstraße: Auch sie ist zwar vierspurig, hat jedoch in manchen  Bereichen vergleichsweise schmale Bürgersteige, so dass für die Frankfurter Brücken eine besonders filigrane gläserne Konstruktion gewählt werden muss. Hierfür kommt eine gläserne Konstruktion in Frage oder aber  Stahlfachwerk in kunsthandwerklich hochwertiger Ausführung.

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Eine Glaskonstruktion in engeren Straßenabschnitten wirkt zwar vergleichsweise schlicht, hat aber den großen Vorteil für die Anwohner, dass ein Minimum an Verschattung entsteht

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Alternativ könnte durch die Gartenstraße auch eine vergleichsweise filigrane Stahlfachwerk-Brücke führen – angelehnt an das Stahlfachwerks des Eiffelturms

Die Konstruktion ist statisch flexibel: Unterschiedliche Bogengrößen sorgen dafür, dass Einfahrten freigelassen werden und  -wo möglich- Parkplätze unbeeinträchtigt bleiben.

Die Bögen können im Stahlfachwerk ausgeführt werden mit aussteifenden Ringen und Bogenelementen.

Schmiedeeiserne Laternen können mit insektenfreundlichem amberfarbenen Licht den Brückenabschnitt abends aufwerten.

Diese ließe sich auch mit einem bepflanzbaren Bogen ausstatten - Aufsicht auf einen Schnitt durch eine Stahlfachwerk-Brücke in der Gartenstraße

Der Abschnitt in der Gartenstraße ist „Frankfurter Brücken light“: Es gibt keine Gebäude und andere Bauten auf dem Brückenabschnitt, sondern er dient lediglich dem autonom fahrenden Verkehr an den Seiten und Spaziergängern in der Mitte, mit einer Gesamtkorpus-Breite von lediglich 9,5 Metern. Mit Rankpflanzen bewachsen bietet die Brücke den Anwohnern eine Grünfläche vor den Fenstern, führt allerdings auch zu stärkerer Verschattung vor allem im EG-Bereich.

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Hier eine Variante ohne Bogen: Bei Engpässen können auch Brückenelemente wie der Bogen weggelassen werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass so viele Lichtfenster wie möglich im Brückenboden eingelassen werden

Je lichter und filigraner, desto besser. Das gilt auch für den Brückenkörper: Er wird wo immer möglich mit begehbarem Glasboden ausgestattet, der entweder in Form von runden Lichtlöchern eingestreut ist oder  -wie im Beispiel Gartenstraße-  sich als Streifen sowohl unter den Fahrwegen als auch unter den Spazierwegen durchzieht und viel Licht unter die Brücke lässt.

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Mithilfe einer Schattenanalyse ließ sich feststellen, dass der Tageslichtquotient bei einer Brücke ohne Bogen um 4% bis 11% vermindert wird, bei einer Brücke mit Bogen können es bis zu 18% bis 20% werden

Den Abbildungen lässt sich entnehmen, dass weniger der Lichteinfall vorne am Fenster beeinträchtigt wird, als vielmehr der Lichteinfall in die Raumtiefe hinein (türkisfarbene Bereiche). Die Werte darunter (Dmin und Dmax) bezeichnen den „Tageslichtquotienten“: Der Tageslichtquotient (D) beschreibt das Verhältnis von Innenbeleuchtungsstärke (Ei) zur Außenbeleuchtungsstärke (Ea) bei bedecktem Himmel und ist ein Maß für die Versorgung eines Raumes mit natürlichem Licht. Während derzeit bei Erdgeschosswohnungen in der Gartenstraße der Tageslichteinfall stellenweise auch bis in die hinteren Bereiche der Räume dringt, wird dies selbst bei einer filigranen Brücke ohne Bogen um 4 bis 11 Prozent reduziert.

Ein Lichtverlust ergibt sich hauptsächlich im hinteren Teil der EG-Räume – und dort auch nur zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten

Vergleicht man die Lichtdurchdringung der hier beispielhaft analysierten Fenster in einem Teilabschnitt der Gartenstraße, so zeigt sich, dass im Erdgeschoss vor allem weiter hinten in den Räumen zu bestimmten Zeiten weniger Licht ankommt. Die Fensterseiten hingegen sind weniger betroffen – selbst wenn die Brücke Bögen hat.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Brücken an kritischen Stellen so filigran wie möglich gebaut werden, die Sichtschutzwände an den Seiten aus Glas sind und auch die Böden sowohl bei den Fahrwegen als auch bei den Spaziergängern so weit mit begehbarem Glas ausgelegt werden wie möglich. Alternativ könnte der Brückenkorpus ganz aus hochfestem Glas gefertigt werden mit sehr schlichten Bogenstützen. Damit dürfte sich die Verschattung noch weiter signifikant reduzieren.

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Eine Beeinträchtigung der Tageslichtversorgung erfolgt je nach Brückentyp hauptsächlich im Erdgeschoss und geringfügig im 1. Obergeschoss

Ab dem 2. Obergeschoss beeinträchtigt nur noch die hohe Brückenvariante die Tageslichtversorgung in geringem Maße.

Ein Lichtverlust ergibt sich hauptsächlich im hinteren Teil der EG-Räume – und dort auch nur zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten.

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Um die Beeinträchtigung des Tageslichtquotienten auf ein Minimum zu reduzieren, wurde eine „gläserne Brückenkonstruktion“ entworfen (hier im Querschnitt)

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Die Entscheidung darüber, welche Form gewählt wird, ist in allen Abschnitten allerdings den Anwohnern zu überlassen: ob gläserne schmucklose Brücke oder filigranes Stahlfachwerk, ob mit oder ohne bepflanzbarem Bogen  –  das alles kann erst von den Anwohnern beurteilt werden, wenn für alle Varianten umfassende Schattenanalysen vorliegen. Wichtig ist für den Brückenverlauf lediglich, dass selbst durch die Engpässe hindurch der Verkehrsweg für das Brücken-Transportsystem gesichert bleibt, egal welche Ausgestaltung von den Anwohnern beschlossen wird.

Ein weiterer Engpass auf der Gesamtstrecke befindet sich auf der Höhenstraße

Ähnlich wie in der Gartenstraße beträgt der Abstand zwischen gegenüberliegenden Häusern lediglich 19 bis 20 Meter.

Für die Höhenstraße wird daher eine noch schlankere Konstruktion vorgeschlagen als für die Gartenstraße:

Die Fahrbahnen des autonomen Verkehrs fahren hier übereinander, so dass der untere Brückenkorpus lediglich 8 Meter breit ist, und der obere Brückenkorpus sogar nur 5 Meter Breite hat.

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In der Höhenstraße liegen die Fahrzeugfahrbahnen übereinander, in der Gartenstraße hingegen nebeneinander

Will man einen geschlossenen Ringverkehr um die Frankfurter Innenstadt herum erschaffen, ohne die Anwohner zu sehr zu beeinträchtigen, dann gibt es  zu diesen beiden Straßenabschnitten nur noch die Alternative, ganz schlichte gläserne Konstruktionen zu wählen.

Eine Unterbrechung der Ringverbindung würde die Effektivität des autonom fahrenden Verkehrssystems signifikant beeinträchtigen bzw. ggf. sogar unattraktiv machen. Die schlanken Brückenvarianten stellen hier eine gute Lösung dar, um den Fahr- und Fußweg der Brücken durchgängig zu gestalten und gleichzeitig so wenig Platz und Licht wie möglich zu opfern.

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Alternativ können fast komplett gläserne schlichte Varianten für die Engpässe gewählt werden

Helligkeit unter den Brücken wird vor allem durch Löcher mit begehbarem Glas im Brückenkorpus maximiert

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Es kommen unterschiedlichste Ausführungen für die Engpässe in Frage

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Aber egal welche Fachwerk-Konstruktion man wählt: Wichtig ist, dass es so filigran wie möglich wirkt. Wirft die Konstruktion immernoch zu viel Schatten, kann stattdessen eine gläserner Brückenkorpus gewählt werden.

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Auch bei den Brückenabschnitten mit begehbarem Glas können kunsthandwerklich schön gestaltete gußeiserne Konstruktionen zum Tragen kommen

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Bei der Positionierung aller Brückenformen muss eine Sichtfeldprüfung im Vorfeld erfolgen

Das Statische System der Säulen ist für alle Abschnitte, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie statisch überprüft wurden, so gehalten, dass die Stützen der Brücken stets leicht variabel bis zu einem Meter nach rechts oder links verschoben werden können.

Stehen sie dann immernoch im Sichtfeld an Kreuzungen, dann muss ihre Ausführung in Form von Stahl-Fachwerk erfolgen, so dass sie blickdurchlässig sind.

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Mainbrücke 1 - die „Freiheitsbrücke“: mit parallelem Verlauf zur Friedensbrücke

Die Frankfurter Brücken kommen an der Friedensbrücke mit einer lichten Höhe von 6,20m über Straßenniveau am Mainufer an. Im weiteren Verlauf führen sie jedoch nicht über die Friedensbrücke hinweg, sondern laufen als zweite, neu erbaute Brücke neben der Friedensbrücke entlang. Dies vereinfacht zum einen den Bau, da kein bestehendes Bauwerk beeinträchtigt wird: Würde man die Wegstrecke über die Friedensbrücke hinweg führen, müsste diese statisch den neuen oberen Teil mittragen, wozu sie nicht ausgelegt ist ; zum anderen bietet die Frankfurter Brücke am Main einen optisch schönen Hintergrund hinter der ansonsten eher grauen tristen Friedensbrücke.

Der Verkehr in Frankfurt wird durch die rund 40 Millionen Passagierfahrten, die das autonom fahrende System auf den Frankfurter Brücken übernimmt, massiv entlastet – so auch auf der Friedensbrücke. Wer dort schon mit schöner Regelmäßigkeit im Stau gestanden hat, weiß diese Entlastung durch eine zweite Brücke daneben zu schätzen.

Die Freiheitsbrücke neben der Friedensbrücke ist aus Stahlfachwerk, angelehnt an den Eisernen Steg

Korrespondierend mit der Friedensbrücke trägt die daneben laufende höhere Brücke den Namen „Freiheitsbrücke“.

Die Freiheit als wichtige Ergänzung zum Frieden wird damit geehrt: die Meinungsfreiheit bzw. die Redefreiheit  -  ein wertvolles Grundelement unseres Kulturraums in Europa.

Gestalterisch und auch konstruktiv lehnt sich die Brücke an die optisch prominenteste Brücke in Frankfurt an: den 1868 errichteten Eisernen Steg, den schon der berühmte expressionistische Maler Max Beckmann auf einem seiner Gemälde verewigt hat.

Roland Meinecke - Wikimedia
Peter Horree - alamy.de
Haßfurther Brücke Heinrich Gerber 1864
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Die Freiheitsbrücke ist geplant als Auslegerbrücke aus Stahlfachwerk – genau wie der Eiserne Steg

Auch wenn der Eiserne Steg immer noch wie eine Hängebrücke aussieht, so ist er seit seiner Sanierung und Erhöhung im Jahr 1912 konstruktiv keine Hängebrücke mehr, sondern eine sogenannte Auslegerbrücke. Die erste Auslegerbrücke mit Gelenkträgern weltweit verlief bereits über den Main, rund 150 km von Frankfurt entfernt: Heinrich Gerber errichtete dort 1864 die Haßfurther Mainbrücke, deren Konstruktion er sich 1866 patentieren ließ.

Zwei weitere Auslegerbrücken entstanden im späten 19. Jahrhundert: die Québec-Brücke und The Fourth Bridge in Schottland. Beide Brücken stehen noch heute.

Die Freiheitsbrücke über den Main hat zwei Etagen: Oben fahren die Fahrzeuge des autonomen Brückenverkehrs, die untere Ebene ist ausschließlich Fahrradfahrern und Spaziergängern vorbehalten

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Zwei „Verwandte“ der Freihheitsbrücke: in New York und Budapest

Das Stahlfachwerk der Freiheitsbrücke am Main kommt nachts durch dezente Beleuchtung besonders zur Geltung -ähnlich wie bei ihrer Namensschwester, der Freiheitsbrücke in Budapest, oder aber wie bei der Queensboro-Brücke in New York, die ebenfalls zwei Vekehrsebenen übereinander hat.

Mainbrücke 2 – die „Gerechtigkeitsbrücke“: Sie führt die Frankfurter Brücken vom Deutschherrnufer hinüber zur Schönen Aussicht

Die Frankfurter Brücken laufen ein zweites Mal über den Main, um den Ringkreis zu schließen: von der Walter-Kolb-Straße / Deutschherrnufer  auf der einen Seite hinüber zur Schönen Aussicht auf der anderen Uferseite.

Der Name dieser zweiten Mainbrücke lautet „Gerechtigkeitsbrücke“- als Ergänzung zu der ersten Mainbrücke, der „Freiheitsbrücke“: Neben Liberté waren Fraternité und Egalité in der französchen Revolution zentrale Werte für den Aufbruch Europas zur Demokratie. Mit dem Begriff Gerechtigkeit wird an diese Grundwerte erinnert: soziale Gerechtigkeit in allen Dimensionen unserer Gesellschaft anzustreben wird neben den Freiheitsaspekten eine der großen Herausforderungen der Zukunft.

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Im Geiste der Fraternité und Egalité ist die Frankfurter Gerechtigkeitsbrücke für soziale Gerechtigkeit angelehnt an die Pont de Bir-Hakeim in Paris

slam.photo - wikimedia

Die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen der Pont de Bir-Hakeim und der Gerechtigkeitsbrücke: Beide haben Transportwege auf zwei Ebenen – unten ist der Fußgängerverkehr und oben fährt die Stadtbahn

Pont Birhakact - www.paris1900.lartnouveau.com
nikonaft - Pont de Bir Hakim - istockphoto.com

Den Verkehr auf zwei Ebenen über den Main bieten somit beide Brücken: die Freiheitsbrücke neben der Friedensbrücke und die Gerechtigkeitsbrücke zwischen der Alten Brücke und der Ignatz-Bubis-Brücke

Auch die Gerechtigkeitsbrücke bietet auf der unteren Ebene Fußgängern und Fahrradfahrern eine schützende Überdachung, während der autonome Verkehr auf der oberen Ebene fährt.

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Der Brücken-Dreiklang: Freiheitsbrücke, Friedensbrücke, Gerechtigkeitsbrücke

Frankfurt war von jeher eine freie Handelsstadt und stets ausgesprochen international. Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt und als Finanz-Zentrum in Europa nimmt es wichtige Aufgaben wahr. Die Verankerung der Grundwerte „Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit“ in seinen Brücken passt sowohl in die Tradition als auch in die  Zukunft der Stadt. 

Milosk50 - dreamstime.com
Anna Opoleva - bildagentur.panthermedia.de

Gestalterisch nimmt die Gerechtigkeitsbrücke die Bögen ihrer beiden Nachbarbrücken auf: der Alten Brücke auf der einen und der Ignatz-Bubis-Brücke auf der anderen Seite

Über die Gleise des Frankfurter Hauptbahnhofs führt die dritte große Brücke: die „Zukunftsbrücke Deutsche Bahn“

Um den Ring für den Verkehrskreis auf den Frankfurter Brücken zu schließen, müssen diese auch über die Gleise hinter dem Hauptbahnhof hinüber. Diese Spannweite von über 230 Metern wird von einer Brücke überspannt, die sich mit modernster Konstruktion des Brückenbaus hinwendet zur Stadt der Zukunft, in der der Raum über den großen Verkehrswegen genutzt wird für ein Leben auf einer zweiten Ebene in der Stadt.

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Gestaltungsziel für die Brücke über den Gleisen: Die Bogenform der Hauptbahnhof-Tonnendächer soll aufgenommen werden

Die schöne Bogenform der Hauptbahnhofsdächer bietet den natürlichen Bezugspunkt für eine ebenfalls bogenförmige Brücke über die Gleise. Die Spannweite von 230 Metern ist mit einer Bogenbrücke darstellbar. Allerdings sind die möglichen Standorte für Pfeiler der Brücke diagonal zueinander versetzt, was durch das Brückendesign ausgeglichen werden sollte.

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Vorbild für die DB Zukunftsbrücke war entsprechend die JK Brücke in Brasilia

Allein der erste der drei Bögen überspannt eine Strecke von mehr als 230 Metern – die Zukunftsbrücke der Deutschen Bahn hingegen überspannt in Summe lediglich 234 Meter.

Fernando Calmon - shutterstock.com

Anders als ihr Vorbild in Brasilia hat die Zukunftsbrücke der Deutschen Bahn keine Oberfläche aus Sichtbeton, sondern eine metallisch glänzende – korresponierend mit den Schienen unter ihr und als perfekter Hintergrund für ihre Beleuchtung

Google Earth

Ohne die Kooperation der Deutschen Bahn können die Frankfurter Brücken nicht enstehen

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Die Frankfurter Brücken müssen nicht nur über die Gleise des Frankfurter Hauptbahnhofes, sondern auch an sechs Stellen ihres Streckenverlaufes über Bahnbrücken der Deutschen Bahn hinweg – auf einer dritten Ebene sozusagen über der zweiten Ebene „DB Bahnbrücke“. Dies kann ausschließlich in Kooperation mit der Deutschen Bahn geschehen und nicht einfach über sie hinweg, im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei besonders hochragenden Abschnitten, die über DB-Bahn-Brücken verlaufen, kommt Talbrücken-Architektur zum Tragen

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andi - bildagentur.panthermedia.net

In Frankfurt gibt es zahlreiche Bahnbrücken im Stadtgebiet, die  -ähnlich wie Autobahnbrücken -  über breite Straßen hinweg führen. Die Frankfurter Brücken müssen in einem angemessenen Abstand noch über diese Bahnbrücken hinweg führen, da sie sie nicht kreuzen dürfen. Verlaufen die Frankfurter Brücken für gewöhnlich in einer lichten Höhe von 5,2 Metern, so müssen sie hier hoch auf eine lichte Höhe von mindestens 11,2 Metern.

Bei solchen Brückenabschnitten, die besonders hoch verlaufen, bietet sich die Bauweise herkömmlicher Talbrücken an, die traditionell oft auch aus Naturstein gemauert wurden.

Es sollte entsprechend geprüft werden, ob die Betonbauten an diesen Stellen durch Naturstein ergänzt bzw. in Teilen ersetzt werden können.

Auch zum Überspannen von hohen Baumkronen bieten sich schlanke Talbrücken-Konstruktionen an.

Für alle Herausforderungen des Streckenverlaufes lassen sich tragfähige und ästhetisch ansprechende Lösungen finden

 

Bei den Frankfurter Brücken wird nicht mit einer einheitlichen Konstruktionsweise gearbeitet, sondern mit einer großen Vielfalt - in Anpassung an die jeweiligen Herausforderungen des Streckenverlaufs.

 

Dadurch können Brückenabschnitte jeweils perfekt in ihre Umgebung eingegliedert werden.

 

Für die Brücken, die über den Main hinweg verlaufen, wurden gezielt Brückenformen gewählt, die mit zwei Verkehrsebenen (einer unteren auf Straßenniveau und einer oberen auf Niveau der Frankfurter Brücken) ästhetisch ansprechend aussehen.